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Damalige Ansprache zur Geburt des Vereins Integrale Politik

So begrüsste Gary Zemp als erster Co-Präsident am 7. Mai 2011 die Geburt des Vereins «Integrale Politik Schweiz».

Liebe politisch bewegte Mitmenschen

Heute ist ein wunderbarer Tag. Heute beginnt ein historisches Experiment. Mit der Gründung des Vereins «Integrale Politik Schweiz», der sich sowohl als politische Bewegung wie auch als schweizerische Partei versteht, beginnen wir mit dem Versuch, eine neue Kultur und ein neues, ganzheitliches Denken in unsere demokratischen Strukturen zu tragen. Sechs Jahre haben wir uns auf diese Aufgabe vorbereitet. Die Hälfte dieser Zeit benötigte die Kerngruppe, zehn Frauen und zehn Männer, für die Erarbeitung der philosophischen Grundlagen. Die andere Hälfte dieser Zeit dienten dem Aufbau der Organisation und der Formulierung wichtiger integral-politischer Positionen. Das Ergebnis dieser Arbeiten kann etwa wie folgt zusammengefasst werden:

Auf die grossen Herausforderungen unserer modernen und postmodernen Zeit, die wir im psychologischen, im sozialen, ökonomischen, ökologischen, politischen und kulturellen Bereich ausgemacht haben, können wir nur Antworten finden, wenn wir das ganze Potenzial menschlichen Erkennens einsetzen, uns also nicht mehr nur auf unsere Sinneswahrnehmungen und unser intellektuelles Verstehen beschränken. Wir sind der Meinung, dass wir genau so auf unsere Gefühle und unsere intuitiv-spirituelle Intelligenz hören sollten. Wir sind uns bewusst geworden, dass die Politik des polarisierenden Rechthabens unsere Gesellschaft nicht weiterbringt. Wir brauchen eine umfassendere Perspektive.

Aus der Perspektive der bestehenden grossen Parteien haben sie doch alle Recht: Die Grünen haben Recht mit ihren ökologischen Anliegen, die SP hat Recht, wenn sie auf ein Mehr an Solidarität pocht, die CVP kämpft mit Recht für das Wohlergehen der Familien und die FDP hat Recht, wenn sie die Eigenverantwortung und die Freiheit betont. Die SVP hätte nicht einen so grossen Erfolg, wenn sie nicht mit Recht das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit und die kulturelle und wirtschaftliche Verankerung im Regionalen vertreten würde. Das sind Positionen, die aus integraler Sicht alle lebensdienlich und notwendig sind. Das sind Positionen, die auch Integrale Politik vertritt, woraus offensichtlich hervorgeht, dass Integrale Politik weder links noch rechts steht. Integrale Politik sieht sich deswegen nicht als Konkurrenz zu den bestehenden Parteien, sondern als integrale, zum übergeordneten Ganzen hinführende Bereicherung der politischen Landschaft.

Zusätzlich zu den integrierten Anliegen der Parteien wird Integrale Politik ganz neue Vorschläge in den politischen Diskurs einbringen. So plädieren wir zum Beispiel für ein Bildungswesen, das den ganzen Menschen zum Blühen bringt, die Menschen also nicht in erster Linie als Werkzeuge der Wirtschaft sieht. Ganze Menschen sind bewusstere Menschen. Bewusstere Menschen werden weniger leicht Opfer ihrer eigenen Gier und Egozentrik.

Die zunehmende, gefährlich auseinanderklaffende Spannweite zwischen arm und reich glauben wir verringern zu können, indem die höchsten Einkommen begrenzt und die Erbgesetze grundsätzlich durchdacht und verändert werden. Bei diesem Gedanken gehen wir von der Erfahrung aus, dass solidarisches Teilen von materiellem Reichtum nicht Mangel erzeugt, sondern ein Lebensgefühl der Fülle vermittelt.

In unseren philosophischen Grundlagen vertreten wir die Ansicht, dass – was bei den indigenen Gesellschaften der Urvölker eine Selbstverständlichkeit war – der Grund und Boden Gemeingut ist und auf Zeit von Individuen und Firmen gepachtet werden kann (und, das sei hier betont, damit niemand uns vorschnell in die linke Ecke drängt, nicht wie bei den Kommunisten durch den Staat bewirtschaftet wird, sondern durch Firmen und unternehmerische Menschen).

Viele unserer Ideen und Vorschläge scheinen zu visionär zu sein, um in absehbarer Zeit umgesetzt werden zu können. Wir sind aber der festen Meinung, dass die notwendige tiefgreifende Erneuerung unserer Gesellschaft nur mittels heute noch radikal erscheinenden Veränderungen möglich werden wird. Wer kennt denn schon die Zukunft? Der Wind des neuen integralen Bewusstseins weht vielleicht schneller über uns Menschen und über unser Land, als wir es uns vorstellen können.

Der politische Erfolg integraler Politik hängt vom wachsenden Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger ab, dass weder das machtpolitische Hin und Her der Parteien noch das von der Wirtschaft geforderte, ungebremste Wachstum des Konsums zukunftsfähige Strategien sind. Sicherheit, Zufriedenheit und Lebensfülle können nicht mit materiellen Gütern gekauft werden. Diese Bedürfnisse können nur befriedigt werden, indem der Mensch zu seiner eigenen, individuellen Kraftquelle findet und aus dieser heraus sein Leben gestaltet. Wir nennen das «die intuitiv-spirituelle Dimension leben» . Menschen, die so ihr Bewusstsein erweitern, machen die Erfahrung, dass ihre Konkurrenzhaltung durch eine Lebenshaltung der Kooperation und einer liebevollen Achtsamkeit ersetzt wird.

Mit dieser Grundhaltung der liebevollen Achtsamkeit will Integrale Politik ab heute in die Öffentlichkeit gehen. Wir wollen damit beginnen, dass wir in einigen Kantonen und in grösseren Gemeinden Vereine gründen, die sich wie der Verein

«Integrale Politik Schweiz» sowohl als Bewegung als auch als Partei verstehen. Diese Vereine werden mit Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit einen Beitrag zur Bewusstseinsentwicklung der Menschen leisten und sich auch an Wahlen und Abstimmungen beteiligen. Die Tonalität unseres Politisierens wird dabei immer einfühlsam und mutig, liebevoll und fragend, humor- und phantasievoll, aufgestellt und authentisch sein. Unser Weltbild, das von der Einsicht geprägt ist, dass alles und jedes mit allem und jedem in Verbindung steht, soll bei allem, was wir tun und sagen, spürbar sein. Integrale Politik will anziehend sein und Wärme und Wahrhaftigkeit ausstrahlen.

Um auf die unlösbar scheinenden Probleme des modernen Lebens zu reagieren, stellt Integrale Politik keine Forderungen.  Integrale Politik macht Vorschläge, wie unsere Gesellschaft darauf reagieren könnte. Integrale Politik will keine patriarchale Macht, die nur Sieger und Verlierer kennt und zu Missbrauch neigt. Integrale Politik will Einfluss nehmen auf die Lösungsansätze der Politik. Integrale Politik ist nicht daran interessiert, andern Parteien Wähler wegzunehmen. Integrale Politik möchte politikverdrossenen Menschen neue Hoffnung geben und ihren Glauben an die Kraft der Selbstverantwortung und der Demokratie stärken. Sie möchte die Menschen ermutigen, ihren eigenen wichtigen Beitrag zu übernehmen und sich mit uns ins politische Geschehen einzumischen. «Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass», sagte Albert Schweitzer, «das Gegenteil von Liebe ist Gleichgültigkeit». Lasst uns gemeinsam die Gleichgültigkeit in politischen Dingen in liebevoller Achtsamkeit überwinden. Deshalb rufen wir alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes auf, sich ihrer politischen Verantwortung bewusst zu werden, der Stimme ihres Herzens Gehör zu schenken und mitzuhelfen, eine Gesellschaft des massvollen und achtsamen Miteinanders zu formen.

Denn Integrale Politik ist die ganz und andere Politik, die aus der Liebe geschieht, die aus der Intelligenz Deines, meines, unseres Herzens kommt.

Ich danke für Eure Aufmerksamkeit.

Ansprache zur Gründung der IP Schweiz am 7. Mai 2011 in Bern
Gary Zemp, Co-Präsident IP

Eine Antwort

  1. Lieber Gary
    Deine Worte sind eine Wohltat und die Rede strahlt eine Frische und Aktualität aus, als ob Du diese erst gestern geschrieben hättest. Ein schöneres Geschenk kannst Du der Integralen Herzensgemeinschaft zur Jubiläumsfeier «10 Jahre Integrale Politik Schweiz» gar nicht machen. Ich hoffe, dass unzählige Leser Deine Worte als Ansporn nehmen, die «Integrale Vision» in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik weiter voran und zur Blüte zu bringen. Es ist an dieser Stelle sicher auch angebracht, Dir für Dein langjähriges, unermüdliches und überdurchschnittliches Engagement für die Integrale Politik von Herzen zu danken! Mit der IP-Gründung hast Du damals, zusammen mit dem ganzen Gründungsteam ein Stück Polit-Geschichte der Schweiz geschrieben. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass damit ein neuer und innovativer Ansatz das Licht der Welt erblickt hat, der das Potential in sich trägt, unsere Zukunft nach unseren tiefsten Herzenswünschen konstruktiv und possibilistisch mit zu gestalten!

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