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Wie bereiten wir die Kinder auf die Zukunft vor?

Eine Studie des Gottlieb-Duttweiler-Instituts GDI forscht nach den Bildungsinhalten, die unsere Kinder im Jahr 2050 brauchen werden.

Wir leben schnell. Wir denken kurzfristig. Wir vermitteln den Kindern, was sie für ihren kommenden Beruf brauchen. Aber vermitteln wir ihnen auch, was sie später, in der Zukunft, in einer veränderten Welt brauchen werden?

Vier wahrscheinliche Zukunfts-Szenarien

Eine Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts, die es im Auftrag der Fundation Jacobs durchführte, ging dieser Frage nach. Mit Interviews, Umfragen und Workshops entwickelten die Forschenden vier Zukunfts-Szenarien, die im Jahr 2050 mit Wahrscheinlichkeit zutreffen könnten:

  • Zusammenbruch aller Strukturen („Kollaps“)
  • Voll digitalisierte Welt, mit Massen von Arbeitslosen („Gig-Economy-Prekariat“)
  • Ökologisch gesunde Welt aufgrund von starken persönlichen Einschränkungen („Netto-Null“)
  • Volle Automatisierung des Alltags, viel freie Zeit, Wohlstand für alle („Vollautomatisierter KI-Luxus“)

Die Studie erforscht nun, welche Fähigkeiten die heutigen Kinder in jeder dieser vier Situationen brauchen würden. Zu jedem Szenario werden Herausforderungen, Lösungsansätze und erforderte Fähigkeiten herausgearbeitet. Die Resultate müssen für kommende Studienpläne richtungweisend sein.

Neue Kompetenzen werden gebraucht

An vorderster Stelle steht die Fähigkeit und Bereitschaft, an der Gesellschaft der Zukunft mitzugestalten. Schon Kinder müssen dazu hingeführt werden mit Akzenten auf Selbstwirksamkeit, Eigeninitiative und Gruppenfähigkeit. Die Kinder müssen lernen, unsere Epoche und ihre Möglichkeiten einzuschätzen, Werthaltungen und Ziele zu entwickeln und, vor allem, den heute vorherrschenden Individualismus zugunsten von Gemeinschaftssinn und Zusammenarbeit zu überschreiten.

In möglichen prekären Situationen, wie dem Kollaps-Szenarium, werden praktische Fähigkeiten wie Gartenarbeit und handwerkliche Ertüchtigung gefragt sein. Schnelle Entwicklungen werden Flexibilität erfordern und die Bereitschaft, Neues anzupacken. Eine breite Ausbildung wird den schnell wechselnden Bedingungen besser entsprechen als frühzeitige Spezialisierung. Künstlerische Fähigkeiten und spirituelle Praktiken wie Meditation, Yoga und andere Formen der Introspektion werden in allen Situationen den notwendigen Bezug zur Sinnhaftigkeit des Lebens gewährleisten können.

Die AutorInnen betonen, dass in den Schweizer Schulen vieles schon aufgegleist ist. Der Lehrplan 21 prüft nicht mehr Wissen, sondern Kompetenzen. Das duale Bildungssystem entspricht dem Bedürfnis nach praktischen Fertigkeiten. In der Lehre, die den grossen Teil der Ausbildung einnimmt, lernt man praktisch, den künftigen Beruf auszuüben. Unzählige Initiativen wie Grundeinkommen, soziales Wohnen, dezentrale Energiesysteme sind längst im Gang. Sie zeigen den Lernenden auf anschauliche Art, was denkbar und möglich ist.

Die Zukunft erfordert ein integrales Bildungsideal

Viele Aussagen dieser GDI Studie entsprechen einer integralen Vision von Bildung. Selbstinitiative und Selbstwirksamkeit der Kinder und Jugendlichen müssen dringend gefördert werden. Ebenso wichtig wie die Einordnung in das Ganze sind die Entwicklung der Eigenständigkeit und des Potentials jedes einzelnen Kindes. Das Übergewicht des ausschliesslich kognitiven Lernens ist zu ergänzen durch praktische Fertigkeiten, aber auch durch Introspektion. Statt Konkurrenzverhalten ist Kooperation einzuüben. Eine integrale Gesellschaft kann entstehen, wenn im Zentrum nicht mehr das für sich schauende Individuum, aber auch nicht das gehorsam sich einfügende Kollektivmitglied steht, sondern der eigenverantwortliche, im gesellschaftlichen Feld zusammenwirkende Mensch.

Titel der Studie:
FUTURE SKILLS Vier Szenarien für morgen und was man dafür können muss

Gratis Download:
https://jacobsfoundation.org/app/uploads/2020/05/GDI_Studie_Future-Skills_deu.pdf


2 Antworten

  1. Das ist ein ausserordentlich wichtiger Artikel. Wenn wir also in einer überschaubaren Zukunft den Kollaps oder ein allgemeines Prekariat verhindern wollen, müssen wir vermehrt Eigenverantwortlichkeit lernen und einüben, und zwar nicht um eines individuellen Vorteils willen, sondern im Bewusstsein, dass eine integrale Gesellschaft eine Gemeinschaft, eine Ganzheit ist, deren kollektive Intelligenz grösser ist als die Summe der Intelligenzen der Individuen. Mir scheint, dass wir diese kollektive Intelligenz dringend zum Aufbau einer gesunden Zukunft benötigen.

  2. Danke, lieber Werner, für Deine Sinn-stiftende Anregung 😊😊……😊😊…….,
    gut gemeint……. wird nicht reichen, mit wie viel Aufwand auch immer; im Nachhinein dann schade um die verpassten Chancen🤔🤐…….

    ‚Kinder einfühlend ins Leben begleiten‘ von M. Rosenberg, ebenso von diesem Autor: ‚Kinder einfühlend unterrichten‘ oder ‚Erziehung, die das Leben bereichert‘ u.a.m. 😉🤗

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