Ein Gastbeitrag von Plastikfasten.ch, ein Projekt von ECOnGOOD Switzerland (Ehemals Gemeinwohl-Ökonomie – GWÖ)
Da das Phänomen Plastik gegenwärtig eine Dimension erreicht hat, die das von natürlichen Prinzipien abgekehrte Bewusstsein der modernen Gesellschaft gut widerspiegelt, veröffentlichen wir diesen Beitrag auf unserer Webseite.
Hier findest du Hintergrundinformationen zu Mikroplastik sowie Tipps und Tricks für dein alltägliches Leben, um Mikroplastik zu reduzieren.
Manche Informationen mögen das Potenzial haben, Ohnmacht auszulösen. Wir möchten dich jedoch daran erinnern, dass der Mensch das Potenzial in sich trägt, allen Schaden wieder auszugleichen, wenn er die Ursache seines Handelns versöhnlich in sein Bewusstsein integriert, die scheinbare Trennung von der Natur überwindet und sein Handeln in Einklang mit der Natur der Dinge ausrichtet.
Wissen: Schwerpunktthema Mikroplastik
1. Charakterisierung
Mikroplastik nennt man Kunststoff-Teilchen, die kleiner als 5mm sind.
Man kann unterscheiden zwischen primärem Mikroplastik, welches zur Modifizierung von Produkteigenschaften (z. B. in Kosmetika, Zahnpasta oder Babywindeln, Düngemittel etc.) eigens produziert wird und sekundärem Mikroplastik, welches durch Abrieb (z.B. von Autopneus) oder den langsamen Zerfall von Kunststoffprodukten (Plastikmüll) entsteht.
Nanoplastik, auch Nanokunststoff genannt, ist gemäss Wikipedia die Bezeichnung für eine weltweit anzutreffende, menschengemachte Umweltverschmutzung von winzigen Kunststoffpartikeln, die mit einer Größe von 0,001 bis 1 Mikrometer noch kleiner sind als Mikroplastik.
Oft wird Mikroplastik genannt, obwohl auch Nanoplastik mit gemeint ist.
2. Die Entstehung von Mikroplastik
Mikroplastik in der Umwelt entsteht unter anderem;
- durch den Gebrauch von mikroplastikhaltigen Produkten;
- durch den Pneuabrieb an bereiften Fahrzeuge.
- beim Waschen und Tumblern von kunststoffhaltigen Textilien (z.B. Nylon, Elasthan)
gelangen Faserteile ins Abwasser. - durch Abrieb und Verwitterung von Plastikartikeln, Farbanstrichen etc. Dabei kann die
Verwitterungszeit je nach Material bis zu mehreren hundert Jahren betragen. - Sogar beim Plastik-Recycling, nämlich beim Waschprozess, entsteht Mikroplastik,
welches dann ins Abwasser gelangt und von den Kläranlagen nur teilweise wieder
entfern werden kann. Quelle: Sciencedirect (englisch)
Eine schon ältere Studie von IUCN (2017) identifizierte die Quellen von Mikroplastik im Meer und veröffentlichte folgendes Diagramm (die Zahlen verschiedener Quellen liegen aber z.T. beträchtlich auseinander.):
3. Verbreitung
An Stränden und auf dem Wasser ist Plastikmüll gut sichtbar, doch der grösste Teil der Verschmutzung ist (meist in Form von Mikro- oder Nanoplastik) unsichtbar in Böden, Gewässern, deren Sedimenten, auf Gletschern, in der Luft sowie in Lebewesen. Es wurde auch im Regen und in der Luft, im Trinkwasser oder im Blut und in verschiedenen Organen der Menschen nachgewiesen.
Mikroplastik und insbesondere Nanoplastik wird durch die Luft über tausende Kilometer u.a. bis in die Arktis getragen, wo sie sich z.B. im Meereis anreichern.
Mikro- und Nanoplastik wurde deshalb schon in allen Teilen der Welt nachgewiesen, u.a. im Mittelmeer, im Marianengraben, dem mit 11.000 Metern tiefsten Punkt der Weltmeere oder im Boden von abgelegenen Naturschutzgebieten wie zum Beispiel bei Vals oder bei L’Etivaz im Kanton Waadt. 53 Tonnen Mikroplastik schätzt man allein in Schweizer Naturschutzgebieten (Quellen: z.B. WWF, OceanCare)
Ca. 20 Tonnen Mikroplastik gelangen gemäss dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) jährlich aus der Schweiz über die Flüsse in die Meere.
Auf youtube sind diverse einfache Kurzvideos zu diesem Thema zu sehen, z.B. zum Thema Mikroplastik im Boden: Video z.B. hier.
«Mikroplastik: Die grosse Welle kommt erst noch».
Unter diesem Titel erschien im Juli 2024 ein informativer Artikel in der Online-Zeitschrift ‚infosperber‘. Nach diesem werde die weltweite Verschmutzung mit Mikroplastik und die damit wahrscheinlichen Gesundheitsprobleme beim Menschen noch lange weiter zunehmen; dies vor allem, weil Plastikmaterial in der Umwelt meist sehr langsam zerfällt und selbst Plastikmüll aus den 1980er Jahren z.T. erst am Anfang seines Zerfallsprozesses (zu Mikroplastik) ist. Quelle
4. Risiken
Es wird erst seit wenigen Jahrzehnten gezielter geforscht, welche Auswirkungen Mikroplastik auf Pflanzen, Tiere und Men-schen haben kann. Es tauchen immer mehr Studien und Berichte auf, welche schädigende Wirkungen zumindest nahe-legen.
Es sind einerseits die Partikel an sich, welche eingeatmet oder mit der Nahrung aufgenommen werden und z.B. eine zellschädigende und entzündungsfördernde Wirkung in Tieren und im Menschen zeigen. Siehe z.B.auf https://www.gesuendernet.de/gesundheit/gesunde-ernaehrung/item/1902-gesundheitsgefahr-durch-mikroplastik.html.
Viele Tiere im und am Meer verwechseln auch Plastikteile (Miko- und Makroplastik) mit Futter und sterben dann mit vollem Magen an Unterernährung. Die Auswirkungen von Plastik auf marine Lebewesen wurden z.B. in einer umfassenden Studie des WWF 2022 veröffentlicht.:
Der Deutsche Naturschutzbund schätzt, dass hauptsächlich Plastik jedes Jahr bis zu 135’000 Meeressäuger und ca. eine Million Meeresvögel das Leben kostet. Quelle.
Andererseits gibt es in Plastikmaterialien auch einige 100 Zusatzstoffe, welche u.a. von UN-Environment Programm (UNEP) als kritisch beurteilt werden (substances of high concern). Zu den kritischen Zusatzstoffen gehören unter anderem hormonaktive Substanzen wie Phthalate, Bisphenol A, gewisse polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS). Einige stehen auch im Verdacht Diabetes, Krebs u.a. zu begünstigen, neurotoxisch zu wirken oder die Spermienqualität zu vermindern.
Siehe z.B. die umfassende Zusammenstellung der UNEP (englisch)
5. Was kann ich zur Verminderung von Mikroplastik tun?
(ein paar Ideen)
- Das Wichtigste: So weit wie möglich auf Einweg-Plastik verzichten, denn: Einwegverpackungen machen etwa 50% des Plastikmülls der Haushalte aus. Die Plastikflasche oder der Joghurt-Becher von heute werden möglicherweise das Mikroplastik von morgen.
- Plastikmüll richtig handhaben, d.h. wo möglich wiederverwenden und vom Rest so viel wie möglich gemäss den Vorgaben der Sammel-Organisationen sortiert dem Recycling
zuführen. - Mikroplastikhaltige Produkte vermeiden. Siehe Online-Ratgeber der Stiftung Konsumentenschutz.
- Kaufe Textilien aus mind. 90% natürlichen Fasern. Mache z.B. mit bei der Aktion «No
more Polyester»: - Am Abfluss der Waschlauge an der Waschmaschine einen Mikrofaserfilter einbauen lassen. (Firmen wie Fust, Mediamarkt, Sanitärgeschäfte, etc. bieten solche Filter an.). In
neuen Waschmaschinen sind solche Filter neuerdings schon integriert. - Wäsche ,statt im Tumbler trocknen, bevorzugt aufhängen zum Trocknen.
- Autofahrer: Durch eine sanfte Fahrweise beim Autofahren kann man viel Pneuabrieb vermeiden
- Diverse weiter Tipps findest Du auf Platikfasaten.ch
6. Petition „Schluss mit Einwegplastik“
Die NGO OceanCare lanciert eine Petition, die den Bundesrat auffordert, das Umweltschutzgesetz konsequent anzuwenden und unnötige Einwegartikel und Mikroplastik in Kosmetikprodukten zu verbieten. Die Schweiz «entplastifizieren»
Hier kannst Du unterschreiben.
Zum Schluss
Mehr Informationen und Wissenswertes zu Plastik gibt es auf unserer Website https://plastikfasten.ch/wissenswertes-2/
Plastikfasten.ch ist ein nicht kommerzielles Projekt. Spenden kannst du hier: https://plastikfasten.ch/spenden/
Und wenn wir schon dran sind:
Wir, von plastikfasten.ch, suchen gute Geister, die uns beim Aufbau eines Crowdfunding unterstützen.
Lass gerne von dir hören: 076 391 48 42 (Gaby) oder 079 451 69 72 (Bruno). info@plastikfasten.ch
Eine Antwort
Ein umfangreiches Thema sehr stimmig zusammengefasst, vielen Dank!
Just in dieser Woche hat auch der US-Wissenschafts-Influencer und Stanford-Professor Andrew Huberman eine anderthalbstündige Episode zum Thema Mikroplastik veröffentlicht, die in einzelnen Punkten noch etwas mehr in die Tiefe geht: https://www.hubermanlab.com/episode/the-effects-of-microplastics-on-your-health-how-to-reduce-them (Englisch).