Rezept Schulentwicklung

In der Experimentier-Küche der IP-Bildungsgruppe ist ein wirkungsvolles Rezept entstanden, mit welchem wir alle Menschen als kreierende und lernende Geister anregen möchten, das aktuelle BildungsLeben zu bereichern. Diese Inspiration verstehen wir als spielerische Anregung. Daher sind alle herzlich eingeladen, ebenso spielerisch damit umzugehen und es nach eigenem “Gusto” zu integrieren. Möge gemeinsam der Erfahrungstisch in nahrhafter Vielfalt gedeckt werden, zum Entfaltungswohl aller.  

Angenommen, Schulentwicklung wäre grundsätzlich leicht und Gelassenheit stärkend!

Stell dir vor, Schulentwicklung könnte entspannt und in kleinen Schritten geschehen – ein Raum, in dem jeder Beteiligte wertgeschätzt wird und Veränderungen ohne Druck, sondern mit Leichtigkeit umgesetzt werden. In dieser Vision wird die Schule zu einem Raum, in dem das Potenzial von Schülerinnen, Lehrkräften und Eltern auf natürliche Weise gefördert wird. Der Fokus liegt auf dem, was bereits gut funktioniert, und wir gehen gemeinsam kleine, machbare Schritte in Richtung Verbesserung.

In diesem „Rezept“ für eine leicht gelingende Schulentwicklung zeigen wir, wie diese Haltung in der Praxis umgesetzt werden kann, um die Schulentwicklung mit Wertschätzung, Empathie und Anpassungsfähigkeit zu gestalten.

Zutaten für eine wertschätzende und dynamische Schulentwicklung:

  •  1 grosszügige Portion Wertschätzung für das tägliche Engagement von
    Schüler*innen, Lehrkräften und Eltern
  • 2 Handvoll gute Gespräche und Zusammenarbeit auf Augenhöhe
  • 1 Prise Experimentierfreude mit neuen Lernmethoden
  • 1 Löffel Freude über kleine Erfolge
  •  Geduld und Anpassungsfähigkeit nach Bedarf

 

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Schritt 1: Anerkennung des bereits Geleisteten und den Bedürfnissen Aufmerksamkeit schenken

Bevor wir Veränderungen anstossen, sollten wir uns bewusst machen, was bereits gut läuft. Jede Schule hat viele Stärken und Erfolge, die oft übersehen werden. Gleichzeitig ist es wichtig, die Bedürfnisse der Beteiligten zu verstehen. 

Deshalb lautet der erste Schritt: Was funktioniert bereits gut und welche Bedürfnisse werden dadurch abgedeckt?

  • Für Schüler*innen: Welche Fortschritte hast du in den letzten Monaten gemacht? Vielleicht hast du neue Lerntechniken entdeckt oder dich persönlich weiterentwickelt.
  • Für Lehrkräfte: Welche Methoden funktionieren besonders gut in deinem Unterricht? Wo spürst du, dass du die Schüler*innen erreichst und sie darin bestärkst über sich hinaus zu wachsen?
  • Für Eltern: Welche Unterstützung hilft deinem Kind, sich gut zu entwickeln? Wie förderst du zu Hause eine Atmosphäre, die Neugier nährt und stärkt?

Konkretes Beispiel (Nano-Veränderung):

Um das Engagement der Schülerinnen zu fördern, können Lehrkräfte eine ganz kleine Änderung vornehmen: Nach dem Stellen einer Frage warten sie einfach fünf Sekunden ab, bevor jemand antwortet. Diese kurze Pause gibt allen Schülerinnen, nicht nur den Schnellsten, die Möglichkeit, über die Frage nachzudenken. Diese Methode steigert die Wahrscheinlichkeit, dass mehr Schülerinnen aktiv am gemeinsamen Denkprozess teilnehmen, einander aufmerksam zuhören und in kleinen Schritten erproben, was kritisches Denken sein kann.

 

 

Schritt 2: Individuelle Entwicklungspläne erstellen

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Veränderungen geschehen nicht von heute auf morgen. Deshalb ist es wichtig, für jeden Beteiligten realistische und machbare Pläne zu entwickeln, die an den aktuellen Stand anknüpfen. Jeder Mensch hat seine eigene Art zu lernen und zu wachsen, und das gilt es zu berücksichtigen.

Frage Schülerinnen, Lehrkräfte und Eltern: Was möchtest du als Nächstes erreichen? Vielleicht geht es bei den Schülerinnen darum, mehr Selbstverantwortung für ihr Lernen zu übernehmen, oder für Lehrkräfte darum, neue Unterrichtsmethoden zu erproben. Indem wir individuelle Pläne erstellen, gehen wir sicher, dass jede*r in seinem/ihrem eigenen Tempo wachsen kann.

Konkretes Beispiel (Mikro-Veränderung):

Anstatt “Gibt es noch Fragen?” in die Runde zu werfen, können Lehrkräfte eine 2- bis 3-minütige Wiederholungsphase für Schülerinnen einleiten, in der sie in Partnerarbeit das Gehörte zusammenfassen und klären. Dabei werden Fragen ohne direkte Einmischung der Lehrkraft besprochen. Dies fördert die Selbstständigkeit und schärft das Verständnis der Schülerinnen.

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Schritt 3: Kleine Schritte führen zu grossen Fortschritten

Veränderung muss nicht sofort gross und umfassend sein. Vielmehr liegt der Schlüssel in kleinen, machbaren Schritten. Jeder kleine Erfolg trägt dazu bei, langfristige positive Entwicklungen anzustossen.

  • Für Schüler*innen: Ein erster Schritt könnte darin bestehen, mehr Verantwortung für die eigenen Lernprozesse zu übernehmen, zum Beispiel indem sie sich kleine, erreichbare Ziele setzen.
  • Für Lehrkräfte: Es könnte ein neuer Ansatz im Unterricht ausprobiert werden, um die Selbstreflexion der Schüler*innen zu fördern.
  • Für Eltern: Eine kleine Veränderung in der Alltagskommunikation kann den Kindern helfen, ihre Selbstständigkeit und Motivation zu stärken.

 

Jede noch so kleine Veränderung ist wertvoll. Diese kleinen Schritte nehmen den Druck und erlauben es allen Beteiligten, den Prozess in ihrem eigenen Tempo voranzutreiben.

 

 

Schritt 4: Stärken nutzen und vorhandene Ressourcen aktivieren

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Anstatt den Blick auf Schwächen und Defizite zu richten, ist es sinnvoll, auf das zu schauen, was bereits da ist und gut funktioniert. Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern bringen viele Stärken und Ressourcen mit, die nur darauf warten, weiterentwickelt zu werden.

  • Schüler*innen können herausfinden, welche Lernmethoden ihnen am besten liegen und dies in zukünftige Lernprozesse einfliessen lassen.
  • Lehrkräfte können reflektieren, welche Ansätze in ihrem Unterricht gut funktionieren und wie sie diese weiter ausbauen können.
  • Eltern können ihre Unterstützungsstrategien im Alltag mit den Bedürfnissen ihrer Kinder abstimmen und so das schulische Lernen optimal unterstützen.

 

Dieser Ansatz hilft, eine Kultur der Wertschätzung und des Wachstums zu fördern, in der jede*r auf seine Ressourcen zugreifen und daran weiterarbeiten kann.

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Schritt 5: Lernumgebungen flexibel gestalten

Jeder Mensch lernt anders, und das sollten auch die Lernumgebungen widerspiegeln. Es gibt keine “Einheitslösung” für alle, sondern es geht darum, die Lernumgebung an die individuellen Bedürfnisse der Schüler*innen anzupassen.

Statt zu debattieren, ob Noten gut oder schlecht sind, fragen wir: Wie können wir das Lernen und Wachsen so gestalten, dass es für jeden Schülerin am besten passt und zu einer ganzheitlichen Entwicklung beiträgt?

  • Noten können als hilfreich erlebt werden, wenn sie Klarheit und Orientierung bieten. Damit sind sie ein Element, das zu einem differenzierten Selbstkonzept beiträgt und zu gegebenem Zeitpunkt wegfallen oder in den Hintergrund rücken kann.
  • Alternativen wie Kompetenzraster, Feedback-Gespräche, Lernen-durch-Lehren, Selbstreflexion, … sind ebenfalls wertvolle Werkzeuge, um das Lernen zu unterstützen und können parallel oder anstelle von Noten das Lernen stärken.

 

Indem wir flexibel bleiben und Lernmethoden anpassen, schaffen wir eine Umgebung, die jedem*r gerecht wird.

 

 

Schritt 6: Sanftes Experimentieren und kontinuierliches Lernen

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Veränderungen bedeuten auch, neue Dinge auszuprobieren und zu sehen, was funktioniert. Anstatt bei Altbewährtem zu bleiben, können wir sanft mit neuen Ideen experimentieren.
Projekte statt Prüfungen: Für manche Schüler*innen könnte es motivierend sein, durch Projekte ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu zeigen.
Zusammenarbeit: Gemeinsames Lernen und der Austausch untereinander können den Lernprozess für viele Schüler*innen bereichern.

 

Dieses Experimentieren ermöglicht es uns, immer wieder zu lernen, anzupassen und besser zu werden – ohne den Druck, sofort alles perfekt machen zu müssen.

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Schritt 7: Erfolge feiern

Veränderung muss nicht schwer sein. Wenn wir uns regelmässig Zeit nehmen, kleine und grosse Erfolge zu feiern, schaffen wir eine positive Lernkultur. Jede noch so kleine positive Veränderung ist ein Grund zur Freude und motiviert uns, weiterzumachen.

Indem wir Erfolge bewusst anerkennen, stärken wir das Vertrauen in die eigene Fähigkeit zur Veränderung und schaffen eine Atmosphäre der Gelassenheit und Wertschätzung.

Die in den Beispielen gezeigten Mini-Veränderungen auf Nano- und Mikroebene illustrieren, wie selbst kleine Anpassungen im Unterricht – wie das Warten nach einer Frage oder das Einführen von Schüler*innen-Dyaden – zu einer tiefergehenden, positiven Lernkultur führen können. Diese kleinen Schritte summieren sich zu bedeutenden Fortschritten in der Schulentwicklung.

3 Antworten

  1. Liebe Köchinnen und Köche
    Vielen Dank für das wohlschmeckende Gericht. Die grossen Reisen beginnen mit dem ersten Schritt. In meinem Leben wollte ich in der Richtung manchmal wahrscheinlich etwas zu viele Schritte auf einmal machen… Meinen Studierenden versuche ich ebenfalls zu vermitteln, dass sie auch im Rahmen der heutigen Bedingungen und an ganz „normalen“ Schulen, durch ihre eigene pädagogische Haltung und ihr Engagement viel bewirken können. Dafür habe ganz schöne Beispiele.
    Liebe Grüsse von einem eurer Mitkonzipierer und Mitgründer
    Traugott

  2. Was für ein schönes Rezept, danke!

    Wir erfahren täglich, dass Kinder wissen, wie und wann sie welche Wege gehen – dazu würde ich dem Rezept von Geduld und Vertrauen ins Kind und was ihn ihm angelegt ist anfügen.
    Vielleicht darf ich damit einige Menschen hier mit-inspirieren?
    Wir tragen als Schule unsere Erfahrungen nach aussen, z.B. am Fachpersonen-Austauschabend am 12. November – einfach anmelden und kommen, wir freuen uns auf euch!

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