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Unabhängige Naturheilkunde: offen

Die Haltung der IP-Schweiz zur Eidg. Volksinitiative «Ja zu einer Unabhängigen Naturheilkunde»

Was die Initiative will

Die Initiative will eine unabhängige Prüfstelle für die Naturheilkunde, welche sich vier Grundanliegen verpflichtet:

  • Förderung, Kontrolle und Zulassung von Naturheilmitteln, Ergänzungsprodukten und Naturprodukten
  • Ausbildungskoordination, Weiterbildung und Bewilligung zur Zulassung von Naturheilpraktiker:innen
  • Förderung alternativer Heilmethoden
  • Unterstützung naturheilkundlicher Studien

Darüber hinaus will das Initiativkomitee federführend bei der Gründung der Prüfstelle für Naturheilkunde und der Einstellung und Betreuung ihres Personals sein.

Der genaue Wortlaut des Initiativtextes findet sich hier.

Integrales Zukunftsbild

In einer Integralen Gesellschaft werden jegliche Behandlungsmethoden und deren Heilmittel, die sich als praktisch erprobt, sinnvoll im Einsatz und durch Erfahrung wertvoll erwiesen haben, zur Genesung des Menschen angewendet. Jede Heilrichtung ist eigenständig in Forschung, Entwicklung und Anwendung. Interdisziplinär kommt in der individuellen Behandlung die bestmögliche Kombination von Methoden zur Anwendung. Die ökonomischen Interessen bestimmen nicht über die Qualität und die Wahl der Produkte.

In einer Integralen Gesellschaft arbeiten alle Interessensgruppen auf das Sinnvollste zusammen, sodass sich die Kraft der kollektiven Intelligenz entfalten kann.

Die Empfehlung der IP Schweiz

Bei der Integralisierung der vorliegenden Volksinitiative ergaben die Überlegungen aus den unterschiedlichen Blickwinkeln heraus letztendlich keine eindeutige Antwort. Wir geben daher die Unterschrifts-Empfehlung «offen» und gehen nachfolgend ausführlicher auf unsere Gedanken dazu ein.

Unsere Gedanken dazu

Wir hatten wenige Quellen, die wir zur Beurteilung hinzuziehen konnten. Eine davon war sehr ausführlich, jedoch auch Interessen motiviert. Die Anforderung an uns lag darin, alle Argumente zu sammeln und sie so gut wie möglich Interessen losgelöst zu verarbeiten. Im Folgenden zeigen wir einige Gründe auf, welche für ein Unterzeichnen sprechen könnten und welche dagegen. Wir geben auch unsere detaillierteste Quelle an.

Gegen das Unterzeichnen spricht

  • Wir haben den Eindruck, dass die Initianten in der Vorbereitungsphase zu wenig im Dialog mit massgebenden Interessengruppen standen. Falls das zutrifft, wäre die Vision der kollektiven Intelligenz vernachlässigt worden.
  • Bedenklich finden wir, dass das Initiativkomitee selber eine entscheidende Rolle bei der Gründung der Prüfstelle sowie der Einstellung und der Betreuung ihres Personals haben möchte.
  • Wir fragen uns auch: Wie sinnvoll ist es, wenn eine private Organisation obige Aufgaben übernimmt? Denn wir wissen nicht, ob sie in einigen Jahren noch existiert und dann immer noch das Wohl der Menschen im Blick haben wird.
  • Die Volksinitiative will, dass sämtliche Aufgaben in Bezug auf den Beruf der Naturheilpraktiker:innen vom Bund und Kantonen losgelöst ausgeführt werden. Damit weicht sie von der Aufgabenteilung zwischen diesen ab.
  • Der Dachverband Komplementärmedizin «Dakomed» weist in einer differenzierten Stellungnahme auf formelle und demokratische Mängel der Initiative hin. Dies konnten wir im Einzelnen nicht überprüfen. Wir befürchten, dass beim Zustandekommen der Initiative diese Mängel im Vordergrund der Diskussion stehen würden. Das könnte eine Aufschiebung der berechtigten Anliegen bedeuten und die Naturheilkunde abwerten.
    Die Naturheilkunde hat eine wohlgeformte Initiative verdient.

Für das Unterzeichnen spricht

  • Die Förderung alternativer Naturheilmethoden und die Unterstützung naturheilkundlicher Studien wurden bisher ungenügend umgesetzt.
  • Nicht alle erprobten naturheilkundlichen Leistungen können bisher von Ärzten und Ärztinnen uneingeschränkt angewendet und über die Grundversicherung vergütet werden.
  • Eine eigene Prüfstelle, die für die Qualität, die Wirksamkeit und die Sicherheit der Naturheilmittel verantwortlich ist, wäre für die Naturheilkunde wünschenswert. Die schweizerische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte «Swissmedic» bleibt weiterhin für die Prüfung der übrigen Heilmittel und der Erzeugnisse der Pharmaindustrie zuständig.
  • Trotz der Annahme der Volksintitiative «Ja zur Komplementärmedizin» im Jahr 2009 werden die vom Bund versprochenen Anpassungen zu zögerlich angegangen.
  • Die Volksinitiative rückt die Naturheilkunde und ihre Anliegen ins Blickfeld und trägt dazu bei, dass sich die Bevölkerung ausführlicher mit der Thematik auseinandersetzt.
  • Der Dachverband der Komplementärmedizin «Dakomed» hat eine gewisse Sympathie für die Grundanliegen der Initiative und unterstützt einige Forderungen.

Verantwortlich für die Beurteilung

Diese Beurteilung wurde vom Kompetenzzentrum «Initiativen & Referenden» der IP Schweiz im Oktober 2023 vorgenommen. Teilgenommen haben Barbara Picard, Daniel Lévy und Remy Holenstein.

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