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Wir sind der Wandel: Wandel sein bedeutet, aus dem Traum des Getrenntseins erwacht zu sein.

Die gesellschaftliche Entwicklung beschleunigt sich

Der Wandel ist im vollen Gange. Und dazu in atemberaubender Geschwindigkeit. Die mythische Gesellschaftsordnung, legitimiert durch Adel und Priester, die sich von einem allmächtigen und richtenden Gott ausgewählt fühlten, hielt sich über mehrere Jahrtausende als unhinterfragtes Wertesystem an der Macht, bis es vor circa 400 Jahren dank der Aufklärung an Einfluss verlor und die Zeit der Moderne begann, die bis heute  für die Mehrheit der Gesellschaft tonangebend ist. Die ersten Anzeichen einer ernsthaften Ablösung des rational fixierten Wertesystems der Moderne sind jetzt gerade mal 50 Jahre alt. Sie begannen mit den Veröffentlichungen des Club of Rome anno 1972. Das grüne Zeitalter erschien damit am Horizont. Es brauchte Jahrzehnte bis deren wissenschaftlich begründeten Zukunftsszenarien ernst genommen wurden. Noch ist die ökologische Wende nicht auf ihrem Höhepunkt, – die Postmoderne wird erst auf der links-sozialen Seite gelebt, die Parteien der wertekonservativen Rechten beginnen nur zögerlich die Ökologie in ihre Parteiprogramme aufzunehmen -, da erscheinen bereits die ersten Bewegungen und Gruppierungen, die sich für einen Wandel der Gesellschaft in Richtung eines integralen menschlichen Zusammenlebens stark machen. Auch wenn wir integrale Aktivisten oft den Eindruck haben, es geschehe alles so langsam und es gehe nicht vorwärts, aus der geschichtlichen Perspektive sitzen wir in einem Schnellzug der Veränderung von dem ich den Eindruck habe, dass, wenn er noch schneller fahren würde, er Gefahr liefe aus den Schienen katapultiert zu werden. Ich komme aus dem Staunen nicht heraus und bin dankbar für diese Entwicklung, auch wenn ich es bedauere, dass zur neuesten Beschleunigung offensichtlich eine Pandemie notwendig war, die für viele Menschen Leid und Tod bedeutete.

Beitrag zur Stabilisierung des Entwicklungs-Schnellzugs

Zur Stabilisierung des offensichtlich notwendigerweise rasenden Entwicklungs-Schnellzugs ist es wichtig, dass möglichst viele Entwicklungshelfer sich mit dem integralen Wandel identifizieren, den Wandel also leben. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Aktivisten der Integralen Politik Schweiz von sich behaupten: Wir sind der Wandel. Ich gehe dabei von der Annahme aus, dass sie damit nicht nur den Wandel von der Moderne zur Postmoderne leben, sondern den notwendenden integralen, der gleichzeitig ein ökologischer, ökonomischer, sozialer und spiritueller Wandel ist.

Wandel sein heisst Ganzheit leben

Liebe integrale Aktivistinnen und Aktivisten, ihr seid die Stabilisatoren des Entwicklungsschnellzugs, sofern ihr aus dem Traum des Getrenntseins erwacht, wenn ihr die fundamentale Realität der Ganzheit anerkennt und wahrnimmt und lebt, die hinter der dualen Welt existiert, an die wir uns im Alltag so gewöhnt haben. Ganzheit ist die wesentlichste Natur der Realität, doch ist sie noch mehr. Wir werden sie nie mit unserem Verstand erfassen können. Sie ist nicht ein Objekt des Denkens, sie ist die Quelle des Denkens. Sie ist die Leere, welche die Quelle allen Lebens und voller Energie ist. Ganzheit ist ein radikales Mysterium, das nur intuitiv zu ergründen ist. Die Intuition von Ganzheit nimmt die Form von Ehrfurcht, Wunder und Liebe an. Angst und Hass und Zwietracht sind Produkte der Fragmentierung in «ich und die anderen». Ganzheit leben braucht Übung. Die einfachste Übung besteht darin, bewusstes Wahrnehmen zu sein ohne zu urteilen. Ken Wilber spricht vom Zeugenbewusstsein, also vom Bewusstsein sein, das die Ereignisse des Lebens urteilsfrei bezeugt. Kein Ich will Recht haben und kein Verstand will Beweise seiner Urteilskompetenz abliefern. Im Zustand dieser Ganzheitserfahrung nimmst du wahr, dass deine ursprünglichste Natur, die Ganzheit Liebe ist. Liebe leben heisst Ganzheit leben. Liebe ist eine Lebenshaltung. Liebe ist nicht etwas, das man schenkt oder bekommt. Liebe ist die Natur allen Seins. Das wirkungsvollste Übungsfeld sind die alltäglichen Beziehungen zwischen Lebenspartner. Als nicht urteilendes Wahrnehmen sich dem Leben hingeben und Liebe leben.

Du wirst erfahren, dass das Leben ein hartnäckiger Lehrer ist. Es wiederholt die immer gleichen Lektionen in immer anderen Formen, bis wir sie fürs Leben gelernt haben.

Es ist nicht einfach, integraler Wandel zu sein. Liebe Aktivistin, lieber Aktivist, sei es einfach. Indem du Liebe übst, die du schon bist.

Gary Zemp
Im August 2020
gary.zemp@bluewin.ch

6 Antworten

  1. Lieber Gary, DANKE für diese starken Worte! Du erinnerst uns daran, nie die Sicht auf die wesentlichen Dinge, auf das ganz grosse Bild aus den Augen zu verlieren. Dieser eindrückliche und berührende Text wirkt hoffentlich weit über die Integrale Politik hinaus und dürfte das Interesse an einer wahrhaft Integralen Vision vergrössern und vielleicht sogar neue Mitglieder anziehen….. Und Deine Zeilen über die LIEBE sind geradezu poetisch. Danke für Deine Weisheit! Das stimmt mich zuversichtlich, dass es uns immer mehr gelingt, jene Welt zu mit zu gestalten, die wir in unseren Herzen schon lange kennen!

  2. Hallo,
    herzlichen Dank für den Artikel, der die lineare Entwicklung der Gesellschaft sehr gut wiedergibt und Wichtiges in einen Dialog bringt. Ich möchte darum ein konstrukgiv kritisches Feedback geben:

    Ein lineares Zeitverständnis, so wie es hier aufgezeigt wird, entspricht der christlich-moralischen, modernen und postmodernen Logik. Ein integrales Bewusstsein denkt nicht in den Kategorien Vergangenheit und Zukunft, weil es im gegenwärtigen Moment alle möglichen Perspektiven offen hat. Zeit ist nur die vierte Dimension der Wirklichkeit.
    Ein lineares Zeitverständnis birgt zudem die Gefahr „das Andere“ oder die „Andersdenkenden“ abzuwerten und sich selbst damit als „besser“ zu verstehen -. Genau dies war und ist oft das Problem für den postmodernen Menschen, der die spirituelle Realität zu entdecken beginnt. Es ist spiritueller Materialismus und Egoismus. Genau darum konnte die 70er-Bewegung nicht reüssieren. Ein Mensch der noch an das „Bessere“ in der Zukunft und das „schlechtere“ in Vergangenheit glaubt, ist noch Teil des modernen Denkens!
    Die Alternative wäre, „das Andere“ und „die Andersdenkenden“ wertschätzend anzuerkennen und unterschiedliche Meinungen in einen Dialog zu bringen. Wir sind alles Menschen, und der „Feind“ kann auch Freudin sein.

    Herzlichen Dank nochmals für den wertvollen Beitrag.
    Mit freundlichen Grüssen,
    Laura Condrau

    1. Liebe Laura, herzlichen Dank für Dein kritisches Feedback. Ich muss Dir aber sofort mitteilen, dass ich Dich nicht verstehe. Ich sehe nicht einmal die Gefahr, Andersdenkende abschätzig zu behandeln, nur weil ich ein lineares Zeitverständnis habe. Im Gegenteil, als Autor ist es mir wichtig, von den Lesenden verstanden werden zu können. Es käme mir nie in den Sinn, moderne oder postmoderne Mitmenschen als schlechter oder besser zu bezeichnen. Vielleicht bewusster oder weniger bewusst, ja. Und wo ist da der Zusammenhang mit dem linearen Zeitverständnis. Kannst Du mir aus meiner Not helfen? Oder wie würdest Du den ersten Teil meines Artikels in Deinem Sinn umschreiben?
      Ich freue mich wieder von Dir zu lesen.
      Mit herzlichen Grüssen
      Gary Zemp

  3. ‚Ama et fac quod vis‘
    stammt vom heiligen Augustinus und gibt die Grundaltung sämtlicher Religionen wieder: tue was dir Freude macht (und keinem Lebewesen schadet).
    Liebe als Gefühl ändert sich wie das Wetter oder die Richtung des Windes u.a.m. (Wolfssicht).
    Anders ist es, wenn Liebe ein Bedürfnis ist, das Gute für alle zu wollen und zu tun was immer möglich ist wie es die gewaltfreie Kommunikaton (Sicht der empthischen Giraffe) versteht und lebt.

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