Die kantonalen Abstimmungsvorlagen in Luzern vom 28. November 2021

«Fortschritt besteht nicht in der Verbesserung dessen, was war, sondern in der Ausrichtung auf das, was sein wird.» Khalil Gibran

Neubau eines Verwaltungsgebäudes am Seetalplatz in Luzern Nord (Emmen)

Was die Vorlage will

Am Seetalplatz in Emmenbrücke soll auf einem kantonseigenen Grundstück ein neues Verwaltungsgebäude gebaut werden. Rund 30 Dienststellen werden dort einziehen, welche heute Büroräume an 30 verschiedenen Standorten in der Stadt und der Agglomeration Luzern belegen, meist in einem Mietverhältnis. Der Neubau kostet 177,4 Millionen Franken und soll Mitte 2026 bezugsbereit sein.

Das integrale Zukunftsbild

Eine integrale Gesellschaft geht mit dem Allgemeingut dergestalt um, dass alle Menschen davon profitieren. Alle bringen ihre Fähigkeiten ein und dienen dem Leben.

Abstimmungsempfehlung: JA

Unsere Überlegungen dazu

  1. Die Verwaltung hat offenbar die Ressourcen, um sich diesen „kraftvollen Auftritt“ (177,4 Millionen) leisten zu können. Das Vorhaben kommt in überzeugendem Gewand daher und will dem Kanton als Vorbildfunktion dienen. Zusammenhänge und Begründungen dafür erscheinen uns allerdings mangelhaft.
  2. Wenn der Kanton also viel Geld zur Verfügung hat, stellt sich für uns die Frage, wo diese Summen am sinnvollsten investiert werden. Und wer bestimmt das? Die Begründung der Finanzierung des geplanten Verwaltungsgebäudes erscheint im ersten Moment klar. Der Kontext mit anderen laufenden Projekten und neuen Aufgaben (z.B. wegen Covid-19) ist allerdings nicht einsehbar. Tatsache ist, dass zahlreiche weitere kostspielige Projekte am Laufen sind – das Argument der aktuellen positiven Zahlen kann also nicht für dieses Projekt allein gelten. Wie geht die Rechnung auf, 9 Millionen im Jahr zu sparen, gleichzeitig aber 177 Millionen zu investieren? Das ergibt erst nach knapp 20 Jahren eine “echte” Einsparung. Wir wünschten uns im Sinne einer Verbundenheit mit der wählenden Bevölkerung mehr Transparenz über alle Projekte, um so den Gesamtkontext zu erkennen
  3. Wir sympathisieren mit den Überlegungen der Grünen, die konsequente Vorbildfunktion im ökologischen (Holz-)bau nicht vollständig ausgeschöpft zu haben. Ein mutiger Einsatz heute bekannter Gestaltungsmöglichkeiten (z.B. geschwungene Formen, Nischen, Luftzirkulation, Begrünung usw.) würde den Menschen, die sich dort bewegen werden, eine gesunde, lebensdienliche Atmosphäre ermöglichen. Heute sieht eine echte Vorbildfunktion umsichtiger aus.
  4. Dass das Projekt Einsparungen im administrativen Aufwand der Verwaltung ermöglicht, ist begrüssenswert. Dies ist für uns der Hauptgrund, dem Projekt zuzustimmen. Wir wünschen uns, dass diese Einsparungen in weitere Entwicklungsschritte einfliessen, welche direkt dem Volk dienen.
  5. Eine Verwaltung soll so viel wie nötig, so schlank wie möglich sein und der Sache bzw. den Menschen dienen. Dient das Gebäude diesem Grundsatz?
  6. Erstaunt hat uns, dass jeweils der Kernstab – also die Departementsverantwortlichen – nicht im Haus präsent sind. Diese Information steht irgendwie diametral zu den Projekt-Begründungen, dass mehr Zusammenarbeit und Nähe zwischen den Dienststellen möglich wird.

Das besondere Anliegen der IP

  • Die Verwaltung in einer integralen Gesellschaft ist schlank und versteht, besondere Fähigkeiten der Menschen im Volk einzubeziehen.
  • Die Nähe zwischen Entscheidungsträger:innen und dem Volk erachten wir als Grundauftrag und Grundlage für echte Vertrauensbildung.

Erklärung zum Vorgehen und zum Ziel des Politischen Kommentars

Der politische Kommentar der IP Zentralschweiz ist das Ergebnis eines Prozesses, mit dessen Hilfe integrale Positionen zu kantonalen Abstimmungsvorlagen gefunden werden. Dabei wird ermittelt, ob eine Vorlage einen Schritt in die Richtung einer Vision einer integralen Gesellschaft bedeutet, das heisst, einen Beitrag zur Transformation der Gesellschaft leistet, oder ob das Anliegen nur eine sich im Kreis drehende Variante des Bestehenden ist. Die Vorlagen werden vom Politischen Ausschuss der IP Zentralschweiz beurteilt.

Das Ergebnis dieses Ermittelns entspringt einer Momentaufnahme und findet Ausdruck in einer integralen Abstimmungsempfehlung mit konkreten Begründungen. Das Ziel des Kommentars ist es, die Leserinnen und Leser zu animieren, mit ähnlichen, visionsorientierten Überlegungen zu ihrem je eigenen Ergebnis zu kommen. Das Ziel einer integralen Position ist es nicht, Recht zu haben, sondern die Menschen zu mehr Bewusstheit zu führen.

Die Verantwortlichen für diese Ausgabe sind: Pascal Furrer, Kathrin Schelker, Gottlieb Schmid-Fäh.

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