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Die Eidgenössischen Abstimmungsvorlagen vom 28. November 2021

Ja zur Pflegeinitiative – Ja zur Justiz-Initiative – Nein zum Covid-19-Gesetz

«Fortschritt besteht nicht in der Verbesserung dessen, was war, sondern in der Ausrichtung auf das, was sein wird.» Khalil Gibran

 

1 – Volksinitiative «Für eine starke Pflege (Pflegeinitiative)»

Was die Vorlage will

Die Initiative verlangt, dass Bund und Kantone die Pflege fördern. Sie sollen für eine ausreichende, allen zugängliche Pflege von hoher Qualität sorgen. Es soll genügend gut ausgebildete Pflegefachpersonen geben, und in der Pflege tätige Personen sollen entsprechend ihrer Ausbildung und ihren Kompetenzen eingesetzt werden. Auch verlangt die Initiative, dass der Bund die Arbeitsbedingungen in den Spitälern, Heimen und Spitex-Organisationen soweit regelt, dass eine angemessene Würdigung und Abgeltung der Pflegeleistungen gewährleistet ist. Ausserdem sollen Pflegefachpersonen gewisse Leistungen direkt zulasten der Krankenkasse abrechnen können.
Die Verfassungs-Initiative überlässt die detaillierte Umsetzung ihrer Anliegen dem Gesetzgeber; nichts steht der Übernahme bereits ausgearbeiteter Bestimmungen, die den Anliegen der Initiative nicht widersprechen, entgegen.

Ein indirekter Gegenvorschlag seitens Bundesrat und Parlament in Gesetzesform kommt den Anliegen der Initiative in wesentlichen Punkten entgegen – jedoch mit entscheidenden Einschränkungen der Bundeskompetenzen. So will er zwar die Aus- und Weiterbildung während acht Jahren mit bis zu einer Milliarde Franken fördern, jedoch soll der Bund keine koordinierende Kontrolle und Förderung der Arbeitsbedingungen wahrnehmen können. Pflegefachpersonen sollen gewisse Leistungen direkt abrechnen können – verbunden mit einem Kontrollmechanismus, um einen Anstieg der Gesundheitskosten und Prämien zu verhindern.
Der indirekte Gegenvorschlag tritt in Kraft, wenn die Initiative abgelehnt und er nicht erfolgreich mit einem Referendum bekämpft wird.

Das integrale Zukunftsbild

Eine integrale Gesellschaft organisiert ihre Gesundheitsversorgung so nah wie möglich am Menschen und seinen Bedürfnissen sowie an seiner Mitwelt. Daraus wächst Nähe und Vertrauen als Grundlagen für existentielle Entscheidungen. Zusammenarbeit zwischen Pflegefachpersonal, Spezialisten, Patienten und Angehörigen  braucht Zeit. Diese öffnet Raum für echte Begegnung, dank welcher Heilung und gesunderhaltende Lebensführung entstehen und gefördert werden kann.

 

Abstimmungsempfehlung: JA

Unsere Überlegungen dazu

  1. Die Annahme der Initiative ist ein erster Schritt, auch politisch ein symbolisches Signal für eine verbesserte und wertschätzende Pflege zu setzen. Der Gegenvorschlag lässt vermuten, dass bei einer Ablehnung der Initiative die angestrebten Verbesserungen im Pflegebereich nur in unerheblichem Umfang realisiert werden können.
  2. Der indirekte Gegenvorschlag erscheint bereits als Gesetz detailliert ausgearbeitet und verhindert bei einer Ablehnung der Initiative jede weitere Verbesserung im Sinne der Initianten. Nur bei der Annahme der Initiative ist gewährleistet, dass im Gesetzgebungsprozess ihre Anliegen angemessen in die gewünschte Richtung realisiert werden können.
  3. Das aktuelle Gesundheitssystem ist sehr komplex. Durch medizin-ethisch achtsamere Eingriffe kann eine finanzielle Entlastung erreicht werden. Die Anliegen der Initiative würdigen den Pflegeberuf und streben durch die Verwirklichung der beschriebenen Massnahmen eine weitere finanzielle Entlastung des Systems durch dezentrale Gesundheitspflege an.
  4. Die Pflegequalität beginnt in der Ausbildung. Die Prävention, die ’zuvorkommende Nähe zum Menschen’, wenn auch jenseits der Messbarkeit, ist Ausdruck der sanften und ausdauernden Ressource. Die darin liegende gegenseitige Wertschätzung schafft eine Chance, dass Pflegende länger im Beruf bleiben, weil die eigenen Bedürfnisse – wie auch die des Gegenübers – frühzeitig und umfassend erkannt werden.
  5. Wir sind uns bewusst, dass der Gegenvorschlag entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip die Kompetenz für die Regelung der Arbeitsbedingungen und der Löhne bei den Kantonen belassen will. Wenn jedoch beides von einzelnen Organisationen und nicht durch den Bund koordiniert werden, steigt das Risiko der Verwirtschaftlichung und Kommerzialisierung des Gesundheitswesens.

Das besondere Anliegen der IP

Die Integrale Politik unterstützt jene Maßnahmen, welche in der Lage sind, die Kosten im Gesundheitswesen durch ganzheitliche Gesundheitsförderung und mehr Eigenverantwortung zu senken.
Deshalb begrüssen wir die Förderung von:

  • Prävention und Gesundheitsförderung – ihnen soll ein grösserer Stellenwert zukommen.
  • Spiritualität und Achtsamkeit – diese werden in die Gesundheitsförderung mit einbezogen.
  • Ganzheitlichen Gesundheitskompetenzen – sie werden durch Bildungsangebote für alle gefördert.
  • einer gesunden Arbeits- und Lebenswelt.

Ausführlicheres zum Thema Gesundheit finden Sie im Dokument «Neues Gesundheitsverständnis».

2 – Volksinitiative «Bestimmung der Bundesrichterinnen und Bundesrichter im Losverfahren (Justiz-Initiative)»

Was die Vorlage will

Heute wählt das Parlament die Bundesrichter:innen auf eine Amtsdauer von sechs Jahren. Die Justiz-Initiative verlangt, dass neu das Los die Bundesrichter:innen bestimmt. Einmal per Los bestimmt, könnten Bundesrichter:innen ihr Amt bis fünf Jahre über das ordentliche Rentenalter hinaus ausüben, ohne sich einer Wiederwahl stellen zu müssen. Wer am Los-verfahren teilnehmen darf, würde eine unabhängige Fachkommission entscheiden. Diese dürfte ausschliesslich Personen zum Losentscheid zulassen, die fachlich und persönlich für das Richteramt geeignet sind. Zudem hätte sie darauf zu achten, dass die Amtssprachen angemessen vertreten sind.

Das integrale Zukunftsbild

Eine integrale Gesellschaft organisiert ihre politische Struktur gerecht, transparent und nicht parteigebunden. Alle Menschen fühlen sich ernstgenommen und in allfälligen Gremien/Räten vertreten.

 

Abstimmungsempfehlung: JA

Unsere Überlegungen dazu

  1. Wir stellen fest, dass das Vertrauen in die parteigebundene Demokratie durch einseitig interessengebundene Einflussnahme geschwächt ist.
  2. Mit der Annahme der Initiative erhöht sich die Chance, dass die Bevölkerung aus allen gesellschaftlichen Schichten gerechter vertreten und insbesondere die Anliegen der Schwächeren besser berücksichtigt werden.
  3. Das grundlegende Prinzip der Gewaltentrennung wird gestärkt, indem Exekutive, Legislative und Judikative besser getrennt und damit unabhängiger werden.
  4. Die Wahl der Bundesrichter:innen durch ein Losverfahren ist neu und hat gegenüber einer Personenwahl wesentliche strukturelle und sachliche Vorteile. Es handelt sich um einen lohnenden Versuch – auch um zu erfahren, ob sich dieses Prinzip künftig gegebenenfalls auch für die Wahl der Parlamentarier:innen eignet.

Das besondere Anliegen der IP

Im aktuellen demokratischen System ist im Interesse der breiten Abstützung und gegenseitigen Kontrolle der tragenden Institutionen die Gewaltentrennung eine Grundlage. Damit sie funktionieren kann, ist eine grösstmögliche gegenseitige Unabhängigkeit mit klar definierten und eingeschränkten Kontrollkompetenzen entscheidend.

In diesem Sinne geht die Initiative in die richtige Richtung. Sie verlangt, dass das Bundesgericht als Spitze der Jurisprudenz nicht von einer Elite gewählt wird, die in Form der heutigen Parteien nur einen Bruchteil der Bevölkerung direkt vertreten kann. Durch einen Losentscheid werden auf der Basis von sachlichen, fachlichen und menschlichen Kompetenzen qualifizierte Personen ernannt.

3 – Änderung vom 19. März 2021 des Bundesgesetzes über die gesetzlichen Grundlagen für Verordnungen des Bundesrates zur Bewältigung der Covid-19-Epidemie (Covid-19-Gesetz) (Härtefälle, Arbeitslosenversicherung, familienergänzende Kinderbetreuung, Kulturschaffende, Veranstaltungen)

Was die Vorlage will

Es geht um eine Erweiterung/Verschärfung des Gesetzes zur Bewältigung der Corona-Pandemie (Covid-19-Gesetz), welches das Parlament im März 2021 – noch vor der Volksabstimmung über die Basisversion des Gesetzes, aber ohne, dass über diese Änderungen abgestimmt werden konnte – beschlossen hat. Dagegen wurde das Referendum ergriffen.

Nachdem bereits die Basisversion dazu diente, Notrecht, das für aussergewöhnliche Situationen vorgesehen war, in ‘gewöhnliches’ Recht zu überführen, gehen die Verschärfungen noch weiter, indem sie in die persönlichen Rechte der Bevölkerung eingreifende Notfallmassnahmen gesetzlich generell dem Bundesrat überlassen und damit der parlamentarischen Kontrolle entziehen.

Auf eine vollständige Wiedergabe der Änderungen wird hier aus Platzgründen verzichtet. Es geht einerseits um Anpassungen von finanziellen Hilfestellungen und andererseits um Massnahmen zur weiteren Eindämmung der Pandemie wie die verpflichtende Einführung eines schweizweiten Contact-Tracing-Systems, eine gesetzliche Grundlage für ein international anerkanntes Covid-Zertifikat, die Befreiung von der Quarantänepflicht für geimpfte und genesene Personen, die Förderung von Covid-Tests und die Förderung der Entwicklung und Herstellung von Covid-19-Arzneimitteln. In wesentlichen Punkten wird dabei dem Bundesrat die Kompetenz übertragen zur inhaltlichen Festlegung der Details. Siehe auch die Erläuterungen des Bundesrats.

Bundesrat und Parlament empfehlen die Annahme, das Referendumskomitee die Ablehnung der Gesetzesänderungen.

Das integrale Zukunftsbild

In einer integralen Gesellschaft bildet die breite, integrale Kommunikation auf Augenhöhe zwischen allen Menschen und mit bestehenden gesellschaftlichen Institutionen die Basis für jegliche gesellschaftsrelevante Entscheidungen.

In einem überraschenden, akuten Krisenfall vertrauen die Menschen einer integral angeleiteten und legitimierten Führung, die lebensdienliche Entscheidungen trifft. Sie sieht das Zusammenspiel der verschiedenen Kräfte als Fundament. Nach Überwindung des Überraschungseffekts bestimmen die durch die Krise Gefährdeten zusammen mit allen Menschen nach breiter Konsultation von Fachpersonen und Fachgremien gemeinsam mit den zuständigen gesellschaftlichen Institutionen Art und den Umfang von Schutzmassnahmen sowie weiterführende Strategien.

Im Falle einer Gesundheitskrise liegt den Analysen und Entscheidungen ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis zugrunde, das sich am einzelnen Menschen und seiner Mitwelt orientiert.

Menschen sind sich bewusst, dass ihre eigene Selbstreflexion und Lebensführung die Grundlage ist für ihre eigene Gesundheit.

 

Abstimmungsempfehlung: NEIN

Unsere Überlegungen dazu

  1. Die Verfassung und das gültige Epidemiengesetz bieten genügend zweckdienliche Massnahmen, um im Notfall schnell reagieren zu können. Die vorgesehenen Verschärfungen führen noch zusätzliche Massnahmen auf Gesetzesebene in die Kompetenz der Verwaltung (Bundesrat) über und entziehen sie damit der parlamentarischen Kontrolle.
  2. Wir gehen davon aus, dass die Erweiterung des Covid-19-Gesetzes die Spaltung in der Gesellschaft und die Folgeschäden der Massnahmen noch verstärken wird.
  3. Gesetzliche Grundlagen für die unumstrittenen Finanzhilfen können unabhängig von diesem Gesetz kurzfristig geschaffen werden.
  4. Bei vielen Menschen hat das Vertrauen in die Führung durch die aktuelle Krise durch Bundesrat und Parlament gelitten, weil Notmassnahmen mit enger, einseitiger Ausrichtung auf einen Krankheitserreger zu wenig hinterfragt auf einen längerfristigen Umgang mit einer komplexen gesundheitlichen und gesellschaftlichen Herausforderung ausgedehnt worden sind.
  5. Wir wären mit allfälligen einschneidenden Massnahmen zur Bekämpfung einer Pandemie einverstanden, wenn sie klar befristet angelegt wären und die Kosten/die Schäden in einem offensichtlichen und klar ausgewiesenen Verhältnis zum Nutzen stehen würden. In der jetzigen Situation überwiegen für viele Menschen die Kollateralschäden der Massnahmen.
  6. Befürworter der Vorlage argumentieren, dass damit die aktuellen Massnahmen zum Schutze des Gesundheitswesens beibehalten werden können. Dem wird folgendes entgegengehalten: Diejenigen Gesetzesbestimmungen, über die am 13. Juni abgestimmt wurde, bleiben weiterhin in Kraft. Massnahmen, die auf den neuen Bestimmungen aufbauen, werden bei einer Ablehnung bis zum 18. März 2022 gültig bleiben. Zudem dient das Epidemiengesetz bei Bedarf als Grundlage für nötige weitere Massnahmen.
  7. Zwang darf nur das allerletzte Mittel sein, wenn eine riesige Gefahr sich deutlich abzeichnet.
  8. Die Massnahmen zielen fast ausschliesslich auf das Bekämpfen von Coronaviren ab mit Hilfe einer unausgereiften Impfung. Im gleichen Umfang könnte auch die Stärkung der körpereigenen Schutz- und Selbstheilungskräfte empfohlen werden.
  9. Wir sehen die Gefahr, dass durch die weiteren Massnahmen die Möglichkeiten eingeschränkt werden, dass Einzelpersonen und die Gesellschaft gemeinsam einen Weg zur Verständigung finden.
  10. Im Grundsatz soll jede Person im Bewusstsein des Allgemeinwohls selber entscheiden, ob und in welchem Umfang sie ein Contact-Tracing, eine Impfung oder eine andere Form der Gesundheitspflege will.
  11. Die von den neuen Bestimmungen getragene Impfkampagne nimmt in keiner Weise Rücksicht auf wissenschaftliche Bedenken gegenüber den aktuell zugelassenen Impfungen. Diese wurden nur notfallmässig zugelassen, ohne Überprüfung gemäss generell gültigen Massstäben. Bedenken von Betroffenen wurden dabei übergangen.

Das besondere Anliegen der IP

  • Alle Menschen tragen die volle Verantwortung für ihre eigene Gesundheit. In welcher Art und Weise sie das tun, ist (in der Anerkennung der Mündigkeit aller) jeder einzelnen Person überlassen. Sie kann dafür nicht die anderen Menschen verantwortlich machen.
  • Selbstverständlich ist auch jede Person verantwortlich für ihr Verhalten gegenüber anderen, insbesondere schwächeren, gesundheitlich exponierten Mitmenschen. Dies kann aber nie längerfristig über Zwang, sondern nur über offene, evidenzbasierte Bildung, Beratung und Begleitung unterstützt werden.
  • Wir wünschen uns eine ganzheitliche Betrachtung einer Gesundheitskrise und ihrer Ursachen. Isolation, Stress, Leistungsdruck, Umweltzerstörung sind nur wenige der weiteren Faktoren, welche die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen können. Diese werden bei der aktuellen Pandemiebewältigung systematisch ausgeklammert.

Erklärung zum Vorgehen und zum Ziel des Politischen Kommentars

Der politische Kommentar der IP Schweiz ist das Ergebnis eines Prozesses, mit dessen Hilfe integrale Positionen zu eidgenössischen Abstimmungsvorlagen gefunden werden. Dabei wird ermittelt, ob eine Vorlage einen Schritt in die Richtung einer Vision einer integralen Gesellschaft bedeutet, das heisst, einen Beitrag zur Transformation der Gesellschaft leistet, oder ob das Anliegen nur eine sich im Kreis drehende Variante des Bestehenden ist. Die Vorlagen werden vom Politischen Ausschuss der IP Schweiz beurteilt.

Das Ergebnis dieses Ermittelns entspringt einer Momentaufnahme und findet Ausdruck in einer integralen Abstimmungsempfehlung mit konkreten Begründungen. Das Ziel des Kommentars ist es, die Leserinnen und Leser zu animieren, mit ähnlichen, visionsorientierten Überlegungen zu ihrem je eigenen Ergebnis zu kommen. Das Ziel einer integralen Position ist es nicht, Recht zu haben, sondern die Menschen zu mehr Bewusstheit zu führen.

Die Verantwortlichen für diese Ausgabe sind: Pia Bossi, Jakob Elmer, Pascal Furrer, Pierrot Hans, Remy Holenstein, Kathrin Schelker, Yvonne Schwienbacher. Gäste: Hanspeter Bühler, Tizian Frey

49 Antworten

  1. Liebe Mitglieder des Politischen Ausschusses

    Ich bin beeindruckt, von Euren differenzierten Kommentaren und Überlegungen. Danke dafür. insbesondere die Begründung Eures Neins zum Covid-19-Gesetz ist sehr detailliert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihr auch einige Aspekte diskutiert habt, die für eine Annahme der Vorlage sprechen. Ich hätte mir gewünscht, dass Ihr diese in Eurem Kommentar auch berücksichtigt hättet. In der Hoffnung, dass damit der Meinungsgraben, der durch die Gesellschaft geht etwas weniger tief geworden wäre.

    Danke für Eure wertvolle Arbeit und Euer grosses Engagement

    Margreth

  2. Danke Margreth
    Du sprichst mir aus dem Herzen und du hast es erst noch “fein” ausgedrückt – eben 😉

  3. Liebe Mitglieder des Politischen Ausschusses

    Eure einhellige Nein-Empfehlung für die Erweiterung des Covid-19-Gesetzes hat mich überrascht. Das integrale Zukunftsbild, das als Leitstern für die Beurteilung einer politischen Vorlage dient, kommt mir vor wie ein Sternennebel, der sich meines Erachtens als Leitstern nicht besonders gut eignet.

    Da es nicht Euer Ziel ist, Recht haben zu wollen, sondern die Menschen zu mehr Bewusstheit zu führen, habe ich versucht, ganz für mich eine Visionsübung durchzuführen, das folgendes integrales Zukunftsbild ergab: «Eine integrale Gesellschaft, die sich in einer epidemischen Lage befindet, wird alles Erdenkliche unternehmen, um das Wohl ihrer Individuen und das Wohlergehen der gesamten Gesellschaft sicherzustellen. Sie nimmt dabei befristete, von ihren Behörden verordnete Einschränkungen ihrer Freiheiten in Kauf. Sie stuft das Wohl der Gemeinschaft über das Wohl des Individuums.»
    Ich finde, dass die uns Bürgerinnen und Bürgern durch das Covid-19-Gesetz auferlegte Freiheitsbeschränkung keine unzumutbare tendenzielle Freiheitsberaubung ist. Ich finde im Gegenteil, dass unsere Behörden ihre Aufgabe bis heute mit grosser Umsicht und pflichtkonform ausgeführt haben. Ich wüsste nicht, warum ich ihnen mein Vertrauen entziehen sollte.

    Ich danke Euch sehr herzlich für Eure grosse Arbeit, auch wenn ich Euren Überlegungen dieses eine Mal nicht folgen kann.

    Gary

    1. Lieber Gary, du sprichst mir aus dem Herzen mit deinem Kommentar – danke!
      Auch für mich ist die Abstimmungsempfehlung des Politischen Ausschusses nicht nachvollziehbar. Sie enthält zudem Aussagen, die mir nicht geheuer sind. Nur dies: Krankheiten verhindern durch bewusstes Lebensführung mit Stärkung der körpereigenen Schutz- und Selbstheilungskräfte genügt in vielen Fällen leider nicht. Der am letzten Samstag nur ein halbes Jahr nach einer Krebsdiagnose verstorbene Terry Patten, Spiritueller Lehrer und Co-Autor des Buches „Integrale Lebenspraxis“ mit Ken Wilber ist nur eines unter vielen Beispielen. (Ich hatte Terry 2013 zu einem Austausch über Integrale Politik getroffen, als er in der Schweiz war)
      Wir leben in einer Welt der realen Krankheiten und einer Gesellschaft, die Regeln braucht, u.a. solche, um die Menschen vor Gefahren zu schützen. Genau deshalb kann nicht jede und jeder auf der Strasse so schnell fahren wie sie oder er will, nur weil das die Freiheit des Einzelnen einschränkt.

    2. Danke Gary! Ich unterstütze dein Votum und bin, angesichts des zusehends angsterfüllten bis hysterischen Tons in meinem spirituellen Umfeld, dankbar für deine besonnene Stimme.

    3. Danke sehr, Gary Zemp, für deinen Beitrag. Da geht mein Herz auf und ich spüre, wie wohl mir das von dir vorgeschlagene integrale Zukunftsbild (und insbesondere der letzte Satz) tut:

      «Eine integrale Gesellschaft, die sich in einer epidemischen Lage befindet, wird alles Erdenkliche unternehmen, um das Wohl ihrer Individuen und das Wohlergehen der gesamten Gesellschaft sicherzustellen. Sie nimmt dabei befristete, von ihren Behörden verordnete Einschränkungen ihrer Freiheiten in Kauf. Sie stuft das Wohl der Gemeinschaft über das Wohl des Individuums.»

  4. Ich bin immer sehr dankbar für den politischen Kommentar der IP zu den Wahlen. Das ist für mich eine sehr gute Richtschnur, an die ich mich halten kann oder auch nicht. Zur Pandemie noc h paar Worte: Ich habe mich noch nie impfen lassen. Ich verzichte bei einer Ansteckung auf eine Behandlung in einem Spital. Trotzdem werde ich tagtäglich genötigt mich impfen zu lassen. Das Menschenrecht, über meinen Körper selbst bestimmen zu dürfen, wird untergraben. Das macht mir Angst. Mit dem Hinweis auf das Gemeinwohl lässt sich dann sogar Folter rechtfertigen. Ganz abgesehen davon, dass das Leiden unzähliger Tiere bei der Testung von Impfstoffen völlig ausgeblendet wird. Herzlichen Dank für’s Lesen.

    1. Lieber William
      Danke für deinen Beitrag. Und das Recht auf die Unversehrtheit deines (und meines) Körpers in allen Ehren. Aber die Empfehlung für eine Impfung zum persönlichen oder kollektiven Wohl mit Ängsten vor Folter zu verbinden halte ich für absurd und abwegig. Dies jedoch ist geradezu symptomatisch für eine Vielzahl von Ängsten, dunklen Projektionen und Fehlinterpretationen wie sie aus dem Lager der Impf- und Massnahmengegner noch und noch zu hören sind. In meiner Wahrnehmung werden diese Ängste getrieben von Verschwörungstheorien in mehr oder weniger milden und fortgeschrittenen Formen. Was können wir, was dürfen wir noch glauben? Wem können wir vertrauen? Ein spannendes, anstrengendes und auch aufwühlendes Thema, das uns als Gesellschaft und auch die IP wohl noch lange begleiten wird.
      Herzliche Grüsse zu dir.

  5. Sehr geehrte Damen und Herren.
    Zu Ihrer Nein Empfehlung zum Covid Gesetz: Gegen ein Virus, dem schon fünf Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind, braucht es eine integrale Strategie, nicht eine Aufzählung von integralen Maximen. Diese wirkt hier unpassend und lässt die prinzipielle Bedeutung der einzelnen Grundsätze verblassen. Sie verlieren so ihre Integralität.
    Klaus Zemp, Wattwil

    1. Aber es bräuchte auch einen in Kontext Stellung der von ihnen genannten Zahl. Zumal die Zahl mit Vorsicht zu geniessen ist, weiss ich doch bspw. von einem Konkreten Fall, bei dem den Angehörigen einer verstorbenen Mutter/Grossmutter 400.- Fr geboten wurde, damit man sie auf die Coronastatistik nehmen dürfe, da nach ihrem Tod mit 87 Jahren auch noch Corona festgestellt werden konnte.
      Und bezüglich der grossen Zahl, hier die häufigsten Todesursachen, Corona wirkt da recht unbedeutend: https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/corona-im-vergleich-zu-anderen-todesursachen-an-corona-sind-zehnmal-so-viele-menschen-gestorben-wie-bei-verkehrsunfaellen/

  6. Liebe Mitglieder des Politischen Ausschusses

    Euer integrales Zukunftsbild zum Covid-19-Gesetz löst bei mir Verwirrung aus. Mein Herz wird nicht berührt. Sie spricht wohl meine mentale Intelligenz an und verwirrt mich, ob der vielen Zuständen, die sein sollten. So stellt ihr euch für die Zukunft eine legitimierte Führung vor. Heisst dies, dass wir diese aus eurer Sicht heute nicht haben?

    Gleichzeitig bedanke ich mich ganz herzlich für euer hohes Engagement und für die immense Arbeit, die dahinter steckt.

  7. Bitte blendet beim Corona-Virus die Realität nicht so wortreich aus: Die Schweiz ist derzeit im europäischen Vergleich etwa auf Rang 25. Immerhin, seit März haben wir das Schlusslicht abgeben können. Impfen ist, wie jedes Kind weiss, eine Strategie, die sich seit Jahrzehnten bei allen Viren-Epidemien bewährt hat.
    Aber ich kann euch versichern, dass ich ganz und gar nicht mit dem Krisenmanagement des Bundesrates, des BAG und den diversen „Ad-Hoc“-Kommissionen einverstanden bin.
    Denn Covid-19 ist nicht ein „relativ“ harmloser Grippevirus (der übrigens auch schon Tausende von Toten verursacht hat in der Schweiz), sondern ein äusserst aggressiver Kerl, der nicht nur die Atemwege blockieren kann, sondern auch – im Überlebensfall – häufig sehr langwierige, sogenannte Long-Covid-Symptome auslöst.
    Der Krisenstab und der Bundesrat hätte unter Anderem VIEL rascher Masken obligatorisch erklären, die Grenze nach Italien im Frühjahr 2020 sofort 100% schliessen und die heutigen, militanten Impfgegner als Gesellschafts-gefährdend viel härter anpacken sollen. Die Raser werden schliesslich bei uns auch ins Gefängnis gesteckt, oder?
    Ja, im Nachhinein ist man immer gescheiter – aber warum hören unsere weisen Politiker nicht etwas besser auf die internationale Wissenschaftsgemeinschaft?

  8. Die 11 Punkte der Begründung, das Covid- Gesetz abzulehnen unterstütze ich voll und ganz. Von grosser Bedeutung erachte ich das dritte besondere Anliegen der IP: die ganzheitliche Betrachtung der Gesundheitskrise. Das heisst konkret: Erstens die „Pandemiehaftigkeit“ der der Coronafälle ist seit Mai 2021 zu hinterfragen. Die Zahl von Grippeerkrankungen, die momentan als „Coronafälle“ registriert werden, sind nicht höher als in jedem anderen Jahr und die ansteigende Kurve anfangs Winter ist nicht steiler als in jedem anderen Jahr (seit 2012). Zweitens: Das Vertrauen in den Bundesrat war bis vor wenigen Monaten völlig gerechtfertigt, er hat uns in der Tat vor strengeren Massnahmen (wie im Ausland) bewahrt. Jetzt aber ist die Zeit gekommen, die staatliche Bevormundung aufzuheben. Drittens: Aufgabe von uns mündigen Bürgern ist es, die Ursprungs-Ursache von Pandemien zu erkennen (sie sind im obigen dritten Punkt aufgelistet) und persönlich in Eigenverantwortung Massnahmen zum Schutz gegen künftige Pandemien zu ergreifen.

  9. Josef Zopf, 03.11.2021
    Meiner Ansicht nach ist die Ablehnung des Covid-Gesetzes nicht aus integraler Sicht erfolgt, sondern mehrheitlich aus einer eindimensionalen, prärationalen Sicht. Es werden fast ausschliesslich die Argumente der Impfgegner berücksichtigt, welche eindeutig in der Minderheit sind, anstatt auch die Sicht der rationalen Mehrheit mit einzubeziehen.
    Aktuell kollidieren meiner Meinung nach weltweit zwei grosse Blöcke mit einander. Das sind die prärationalen Ebenen (bis blau, Ebene 4 nach Spiral Dyn.) und die rationalen (ab Orange, Ebene 5) und das hat mit „Integral“ noch gar nichts zu tun. Dies entspricht auch in etwa dem Reifegrad eines Menschen bis zur Pubertät und jenseits der Pubertät. D.h. für Menschen die noch prärational unterwegs sind, sind die Erkenntnisse der Ratio/Vernunft noch gar nicht zugänglich, die da wären: argumentative Logik, freie Presse, demokratische Mehrheitsbeschlüsse, Evidenz basierte Medizin und sonstige Wissenschaften. Daraus werden dann auf dieser Ebene, fake news, Diktaturen und von Bill Gates gesteuerte Wissenschaftler.
    Da die Errungenschaften der Aufklärung dem prärationalen Mensch nicht zugänglich sind, reagiert dieser rein emotional. Da kann man sich noch so viel bemühen logisch zu argumentieren: es kommt nicht an, wie wenn man in zwei verschiedenen Sprachen versuchen würde sich zu verstehen. Es funktioniert nicht. Ein gutes vergleichbares Beispiel sind die prärationalen Trump Wähler, die trotz richterlicher Beschlüsse, sogar republikanischer Richter, immer noch vom Wahlbetrug faseln.
    Diese Unterschiede zu benennen ist aus meiner Sicht wichtig und notwendig wollen wir handlungsfähig werden. Denn in der Verfassung ist ein Grundrecht auf körperliche und mentale Unversehrtheit für die gesamte Bevölkerung verankert und die politisch Verantwortlichen müssen dieses Grundrecht in entsprechende politische Beschlüsse umsetzen. Bei weltweit steigenden Infektionszahlen, der nahenden 4. Welle und der aktuellen „Epidemie der Nichtgeimpften“, welche inzwischen mehrheitlich die Intensivstationen besetzen, hat die aktuelle Regierung ihre Sache mehr oder weniger gut gemacht, auch wenn ich nicht immer mit allem einverstanden bin. Diesbezüglich glaube ich der Evidenz basierten Medizin und ihren Experten mehr als Corona Leugnern und Verschwörungstheoretikern.
    Ausserdem glaube ich, dass die Spaltung der Gesellschaft nicht durch das Covid Gesetz vorangetrieben wird, wie im politischen Kommentar behauptet, sondern von den Ungeimpften selbst, welche zunehmend egoistischer und aggressiver öffentlich auftreten. Hier wird aus meiner Sicht Ursache und Wirkung verwechselt.
    Mit dem Nein zum Covid Gesetz stellt sich die IP mit den Initianten der Initiative auf eine Stufe, die da wären: die „SVP“, die „Freunde der Verfassung“, „das Mass ist voll“ und andere Corona Leugner und Verschwörungstheoretiker. Diese Nähe alleine sollte der IP zu denken geben.
    Zu guter Letzt sei die ketzerische Frage erlaubt wie integral ist die Integrale Partei eigentlich? Bedeutet „integral“ etwas was jeder für sich beliebig interpretieren darf, oder liegt dem die Integrale Theorie von K. Wilber zugrunde und wenn, wie sehr ist diese den IP-lern wirklich vertraut?

    1. Lieber Josef
      Danke für deinen Beitrag, du sprichst mir aus dem Herzen. Auch ich nehme die vielzitierte Spaltung der Gesellschaft als Entwicklung wahr, die nicht von den ungeliebten Massnahmen herrührt. Die vernünftigen Teile unserer Regierung würden sich in diesen ausserordentlichen Zeiten vielmehr eine solidarische Haltung der Gesamtbevölkerung zum Schutze der Vulnerabelsten wünschen.
      Die Spaltung hingegen wird (ich wiederhole mich, siehe Kommentar unten), vom Lager der Impf- und Massnahmengegner selber befeuert. In meinem Leben wurde ich noch nie Zeuge einer solchen Hass-, Wut- und Angst-Kampagne, wie sie mir per Videolinks auf allen Kanälen aus meinem spirituellen Umfeld zugetragen wird. Ich bin ehrlich gesagt erschüttert – auch darüber, wie wenig meine spirituellen Freunde die Inhalte und Quellen dieser Hasspropaganda hinterfragen. Leichter ist es offenbar gegen Massnahmen und Bundesrat zu wüten und sich als Opfer von bösen Mächten zu stilisieren. Eine Entwicklung hin zum postfaktischen Zeitalter, die mich richtiggehend beunruhigt.

  10. Ich lese immer gerne den politischen Kommentar von IP. Das erste Mal, das ich von meiner bisherigen Meinung abweichen werde nach dem Lesen dieses Kommentars ist die Justiz-Initiative. Vielen Dank für die Aufklärung.
    Das Covid-19-Gesetz wird sicherlich überwältigend angenommen. Deshalb bin ich froh, dass IP hier auch die Argumente liefert, die ein Nein rechtfertigen würden. Vor allem Punkt 8 ist völlig ausgeblendet, weil nur die Impfung als alleinseeliges Heilmittel propagiert wird. Wie vor hundert Jahren bei der spanischen Grippe könnte zum Beispiel die Homöopathie wertvolle Hilfe leisten und die Impfung völlig überflüssig machen. Aber damit verdient MAN einfach zu wenig Geld und würde an Macht einbüssen.

  11. Auch ich bedaure die Nein-Parole zur Erweiterung des Covid-Gesetzes und störe mich an der Einseitigkeit der Argumentation. Im Grunde steckt hinter den ganzen Auseinandersetzungen der Gegensatz „Freiheit – Regeln“. Die einen setzen sich für die Freiheit des Individuums ein. Das ist gut, denn Freiheit ist ein grosser Wert. Wir sind Individuen, und um unser Potential entfalten zu können, brauchen wir Freiheit des Handelns. – Die andern kämpfen für Regeln. Wir sind Gemeinschaftswesen, und wir geben uns gemeinsam Regeln für unser gemeinsames Wohl. Auch sie haben recht, denn ohne gemeinsam verantwortete Regeln gibt es keine funktionierende Gemeinschaft.
    Das Problem ist, dass wir die beiden Teile voneinander trennen und uns in zwei Lager spalten: die Verfechter der individuellen Freiheit und die Vertreter einer gemeinsamen Ordnung.
    Richtig wäre, dass wir alle beide Werte hochhalten, die so entstehende Spannung aushalten und aus dieser Spannung heraus die Motivation fänden für neue, unerwartete, kreative Lösungen.

  12. Der überbordende Individualismus zeigt sich auch im Umgang mit der Covid-Pandemie. Während eine klare Mehrheit die sehr ausgewogene und weise Führung des Bundesrates gutheisst und das Wohl der Allgemeinheit stärker gewichtet als die individuelle Befindlichkeit, gibt es eine laute und aggressive Minderheit, welche das Individuum als Mass aller Dinge proklamiert und nicht bereit ist, für das Wohl der Allgemeinheit eine befristete Einschränkung hinzunehmen.
    Ich denke auch, dass eine Art Wohlstandsverwahrlosung dazu führt, nicht mehr bereit zu sein, diese kleinen und befristeten Einschränkungen mitzutragen.
    Man weiss nicht mehr – oder will es nicht wissen – was wirkliche Probleme und Einschränkungen bedeuten, welche Krieg, Egoismus, Armut, Dürreperioden, Vertreibung aus der Heimat und anderes mit sich bringen.
    Wie man wegen zwei Piks derart aus der Fassung geraten kann, ist für mich nicht nachvollziehbar. Insbesondere, wenn sich Covid-Impfgegner problemlos impfen lassen, wenn es die Ferienreise in ferne Länder vorschreibt.

    1. Sie schreiben richtig, es ist für sie nicht nachvollziehbar. Das ist ihre Perspektive. Aus einer höheren Perspektive wäre bspw. auch zu beachten, dass Gesundheit aus sehr(!) viel mehr besteht als aus „Virusabwehr“ oder auch, dass mit der Impfung extrem viel Geld verdient wird.
      Ich finde bei der Debatte schade, dass vergessen ging, wie viel Hoffnung im ersten Lockdown überall zu spüren war. Ich finde, da sollten wir wieder hin: wie wollen wir leben und was braucht es dazu? Also Ganzheit, Gesund kommt wortgeschichtlich von Ganz. In diesem Sinne, möge es ihnen und allen gut gehen und es gibt sehr viele verschiedene Gründe gegen die Impfung zu sein.
      peace

      1. Lieber Matthias, Ihre höhere Perspektive in Ehren, wenn Sie denn erklären würden, was Sie darunter verstehen? Offenbar nichts Geistliches, sondern Sie schreiben sehr weltlich von extrem viel Geld, das mit der Impfung verdient wird.
        Meine höhere Perspektive war das Allgemeinwohl, welches dem individuellen Wohl, insbesondere in einem Fall von Pandemie, vorzuziehen ist.
        Wie es kommt, wenn einige auf ihrem Ego-Trip beharren, sieht man aktuell in Österreich. In zwei Bundesländern (mit den tiefsten Impfquoten) muss die Regierung erneut einen Lockdown erlassen. In den Spitälern herrscht Stau und die Toten werden in den Gängen zwischengelagert (SRF). Wer kann so etwas wollen??

  13. Liebe IP, liebe Kommentierende
    Nachdem ich alles gelesen habe, stelle ich fest, dass die Coronapolitik selbst die der IP-nahestehenden Menschen zu spalten vermag.
    Mein Gefühl sagt mir, dass genau darin eine mögliche Entwicklungsaufgabe für unsere Menschenfamilie steckt. Wir werden dahin gedrängt, dass wir merken müssen/dürfen, dass es so nicht weitergehen kann/wird. Eigentlich spüren wir dies ja schon länger (Häufung von Krisen), aber jetzt wird es offensichtlich. In diesem Sinne bejahe ich die Argumente der IP sehr, im Sinne von, wir müssen jetzt weiterkommen, dazu gehört eben auch sich von der ganzen Pandemie- und Angst-Debatte zu lösen, eine höhere Perspektive einzunehmen und zu schauen, was braucht es jetzt wirklich. Da gefällt auch mir Punkt 8 sehr gut. Klar ist für mich, ein Virus alleine hat nur sehr wenig mit Gesundheit zu tun und, wie gesagt, es geht jetzt um viel mehr. Es steht viel Arbeit vor uns. Ich verweise da gerne auch auf „den Plan“ https://the-plan.earth/
    Friedvoll
    Matthias

  14. Seit dem Lockdown-Frühling 2020 habe ich es hier nicht mehr gesehen, dass ein so lebhafter und engagierter Diskurs stattfindet. Das omnipräsente Pandemie-Thema hat viele von uns sprachlos gemacht oder bedauerlicherweise sogar in innerlichen Rückzug getrieben. Hätte sich die Demokratie nicht in diesem Sinne weiterentwickelt, dass wir von der offenen Abstimmung auf dem Landgemeindeplatz oder der Dorfturnhalle zur geheimen Abstimmung übergegangen wären, würden wohl heute noch viele mit Keulen und Mistgabeln aufeinander los gehen.
    So weit ich es sehen kann, hat der politische Ausschuss bei der aktuellen Empfehlung zum Covid-Gesetz vor allen Dingen ein Hauptanliegen: dieser massiven und destruktiven gesellschaftlichen Spaltung entgegen zu wirken. Das C-Thema ist auch für die IP zu einer echten Bewährungsprobe geworden. Ein Uranliegen des Integralen besteht darin, Brücken zu bauen, zu versöhnen, zu balancieren, eben zu integrieren und zu heilen. Dies kann niemals auf einer dualen Ebene passieren. Dazu müssen wir uns im nondualen Raum und auf der Herzensebene begegnen. Wir sind uns in der IP durchaus bewusst, mit welchem Paradox wir es zu tun haben: Wir können die Nondualität noch so sehr hochhalten und kultivieren. Am Ende des Tages muss sich dennoch jeder von uns für ein sehr irdisches «JA» oder «NEIN» entscheiden.
    Es ist leicht, aus dem warmen Sofa den politischen Ausschuss – oder den Bundesrat – zu kritisieren. Es ist viel schwerer, selber vorzutreten, selber Verantwortung zu übernehmen, sich selber mit seiner ganzen Potentialität konstruktiv einzubringen. Lieber Josef Zopf, lieber Klaus Zemp, lieber Beat Schwab, kommen Sie zu uns, zeigen Sie uns, was Sie besser können. Wir brauchen Ihr Engagement und Ihre Talente.
    Richard Brusa, Grosswangen – Luzern

  15. Lieber Herr Brusa, Sie schreiben: ‚Ein Uranliegen des Integralen besteht darin, Brücken zu bauen, zu versöhnen, zu balancieren, eben zu integrieren und zu heilen‘.
    Ich bin ebenfalls mit den Gedanken von Ken Wilber vertraut und würde obiger Aussage gerne vorab hinzufügen: Zu verstehen. Ohne den Willen, die andere Position wirklich verstehen zu wollen, gelingen die weiteren hehren Absichten nicht. Des weiteren ist das möglichst umfassende Verstehen der konkreten, aktuellen Situation unabdingbar. Wenn ein Haus oder eine Chemielagerhalle brennt, muss die Feuerwehr eine Lagebeurteilung vornehmen, um dann rasch und gezielt handeln zu können. Nach dem Einsatz gibt es die ‚lessons learned‘, oder hier das Covid-Gesetz.
    Und eben dieses ‚verstehen wollen‘ der aktuellen Lage und der Menschen, welche eine andere Sicht der Prioritäten haben als offensichtlich Sie, das vermisse ich, das spüre ich weder im Hauptartikel noch in Ihrem Kommentar.

    Weiter schreiben Sie: ‚Es ist leicht, aus dem warmen Sofa den politischen Ausschuss – oder den Bundesrat – zu kritisieren. Es ist viel schwerer, selber vorzutreten, selber Verantwortung zu übernehmen, sich selber mit seiner ganzen Potentialität konstruktiv einzubringen. Lieber Josef Zopf, lieber Klaus Zemp, lieber Beat Schwab, kommen Sie zu uns, zeigen Sie uns, was Sie besser können. Wir brauchen Ihr Engagement und Ihre Talente‘.
    Diese Zeilen verstehe ich nicht, was wollen Sie damit konkret sagen? Sie fordern mich und zwei weitere Kommentarschreiber auf, zu zeigen (beweisen?) was wir besser können? Besser und schlechter / richtig und falsch – sind das nicht gerade dualistische Methoden, welche ein integrierender Ansatz vermeiden möchte?
    Zu Ihrer recht draufgängerische Aufforderung: ‚kommen Sie zu uns‘, kann ich sagen, dass ich Passivmitglied der IP bin und seit Jahrzehnten soziale und spirituelle Freiwilligenarbeit mache. Das genügt mir. Und selbstverständlich bin ich geimpft.
    Mit freundlichen Grüssen, Beat Schwab

  16. Hallo Herr Brusa
    Da Sie mich direkt ansprechen, möchte ich auch darauf kurz antworten. Auch ich bin seit über 10 Jahren Mitglied der IP. Noch länger im Integralen Forum Deutschland, seit ca. 35 Jahren praktiziere ich eine spirituelle Praxis. Zudem war ich als Gast ein Mitglied des letzten politischen Ausschusses, der sich mit der diskutierten Vorlage beschäftigt hat und der aus 9 Personen bestand. Nach kurzer Diskussion wurde abgestimmt und die Vorlage wurde mit 8 zu 1 Stimmen abgelehnt. Dass ich die einzige Ja Stimme war ist wohl selbstredend. Ich habe daraufhin darum gebeten, dass mein Name unter dieser Abstimmung nicht genannt wird, weil ich nicht wollte auf einer Stufe mit Corona Leugnern, Verschwörungstheoretikern, sonstigen Esoterikern und rechtsradikalen Strömungen genannt zu werden.
    In der Normalbevölkerung zeichnet sich eine Annahme der Vorlage ab und es sind ja wohl ca. 2/3 der Bevölkerung mit den Massnahmen der Regierung einverstanden und sind auch wohl geimpft, gegenüber ca. 1/3 die nicht geimpft sind und fast täglich auf die Strasse gehen, um ihre Forderungen aggressiv durchzusetzen. Was mich überrascht, dass es in der IP, die ja dem Zeitgeist weit voraus sein will es gerade umgekehrt zu sein scheint; ca. 2/3 der Kommentare, fast der komplette PA sind auf der Seite der Verweigerer und nur 1/3 offensichtlich auf der Seite der Evidenz basierten Medizin.
    Deshalb meine bereits im ersten Kommentar aufgeworfene Frage. Wo steht die IP? Ist die Sicht auf die Problematik Covid wirklich integral? Ich glaube nein und stelle mich gerne der Diskussion.

    1. Lieber Josef Zopf, lieber Beat Schwab – Spannend, was Sie da zwischen meine Zeilen alles lesen! Und herzlichen DANK für Ihre Gesprächsbereitschaft. Wann geben Sie mir die Gelegenheit Ihnen persönlich zu begegnen und diese wichtigen Gespräche weiter zu führen? Am 05. Dezember wäre dazu eine zeitnahe Gelegenheit. Einladung folgt in Kürze. Oder gerne auch bilateral an: richardPUNKTbrusaÄTbluewinPUNKTch
      Freundliche Grüsse
      Richard Brusa

    2. Lieber Josef
      Du fragst nach der Position der IP ? Du diskutierst auf der Basis von prognostizierten Mehr- und Minderheits-Verhältnissen bezüglich sachlichen Ansichten, Anliegen, Positionen, Strategien ? Du beurteilst Äusserungen, Perspektiven und Stellungnahmen aufgrund von Skalen der Spiraldynamik oder gerade geläufigen Klassierungen und Beschimpfungen ? – Ich möchte mich keinesfalls darauf einlassen, solche Formen der ‚Auseinander-Setzung‘ spiraldynamisch zu verorten !

      Aber ich möchte gerne darauf hinweisen, dass es aus einer integralen / integrierenden Sicht ratsam sein könnte, sich der sachlichen Aussagen wirklich anzunehmen und auf sie einzugehen. Dazu gehört vor allem auch, sich über den genauen Kontext von Aussagen, über die zugrunde liegenden Fragestellungen und Anliegen zu verständigen, um diese Aussagen ‚richtig‘ einzuordnen und darüber in einen ‚echten‘ Austausch zu gelangen.
      Das ist nach meiner Erfahrung im Umfeld des komplexen „C-Themas“ ein bisschen aus der Mode gekommen. Es ist viel ‚attraktiver‘ geworden, sich um ‚Positionen‘ und ‚politische Verortungen‘ zu vordefinierten, moralisch aufgeladenen Fragestellungen zu streiten und weitere sachliche und gesellschaftliche Kontexte (beispielsweise, was wir unter Gesundheit verstehen möchten) ‚grosszügig‘ ausser Acht zu lassen.

      Wie andernorts präzisiert, bin ich der Meinung, dass es in der vorliegenden Abstimmungsfrage streng genommen nicht um das „C-Thema“ geht, sondern um grundlegende gesetzgeberische Fragen.
      Streitigkeiten über Sinn und Unsinn von konkreten „Massnahmen“ lenken in diesem Zusammenhang eher von der Vorlage ab – und könnten gut unabhängig davon ausdiskutiert werden. Wenn überhaupt geht es um die verfassungsmässige und gesetzliche Legitimation von allfälligen Massnahmen.
      Deshalb geht es bei dieser Vorlage beispielsweise auch nicht darum, ob wir ‚Vertrauen in unsere Behörden‘ haben oder nicht; sondern darum, ob wir die Verantwortung in komplexen Fragen auf diese Behörden abschieben wollen oder sie persönlich und über unsere politischen Institutionen aktiv wahrnehmen wollen oder nicht.

      Aus integraler Sicht ginge es vielleicht noch darum, wie wir dazu beitragen können, dass Räume entstehen, in denen sich unterschiedliche Anliegen und Perspektiven konstruktiv einbringen können – vielleicht sogar noch bevor sie zu ‚Streitpunkten‘ werden.
      In diesem Sinne wäre meine persönliche Frage eher:
      Wie schafft es die IP, eine öffnende und integrierende Rolle in ’strittigen‘ Fragen und anspruchsvollen gesellschaftlichen Prozessen zu spielen – kommunikativ förderliche, konstruktive Beiträge zu leisten ?
      Positionen und Strategien in konkreten, vordefinierten Problemstellungen verlieren ihre Bedeutung bereits mit der nächsten relevanten Fragestellung …
      Wenn die IP im Sinne „Integraler Politik“ eine besondere Stellung in unseren gesellschaftlichen Beziehungen einnehmen beziehungsweise aufbauen will, sehe ich die Ausrichtung hauptsächlich dahin, Räume konstruktiven Austausches zwischen Menschen mit ihren jeweiligen mitweltlichen Zusammenhängen und Herkünften zu schaffen und zu fördern.
      Herzlich, pierrot

      1. Lieber Pierrot
        Wie wäre es, wenn wir nicht mehr interpretieren, was der andere denkt und meine Meinung dazu?
        Würden wir uns dann auf der Ebene Türkis treffen? Wäre dann Individualrecht und Gemeinwohl eins? Ich sehne mich danach.
        Ich umarme dich herzlich
        Marie-Louise Schmid

    3. Lieber Josef
      Ich hoffe, dass dieses 8:1 dich nicht entmutigt, deine wertvolle Arbeit weiterhin in der IP einzubringen.

  17. Meiner Ansicht nach gibt es in der ganzen ‚Debatte‘ um diese Vorlage ein grundlegendes Missverständnis – sowohl intern in der vorliegenden Diskussion als auch in der öffentlichen Kampagne:

    Verständlicherweise – nach der bald zweijährigen Vorgeschichte – drehen sich die allermeisten Diskussionen um „die Massnahmen“.
    Einerseits beziehen sich die meisten Kritiker (viel weniger einseitig aber die Gruppen, welche das Referendum ergriffen haben) auf die Problematik der Massnahmen, welche in den Bereich der (verfassungsmässigen) Persönlichkeitsrechte eingreifen
    Anderseits versuchen die Befürworter (etwas salopp gesagt) alle Massnahmen mit den finanziellen Unterstützungen zu ‚verkaufen‘ bzw. mit deren Verlust zu drohen
    Das ist aber gar nicht der wesentliche Knackpunkt dieser Vorlage:
    Der hauptsächliche und grundlegende Ablehnungsgrund liegt in der ungewöhnlichen und auch unnötigen Übertragung weitgehender Kompetenzen an den Bundesrat, welche sonst
    nur unter Bedingungen eines klar definierten Notfalls
    für klar beschränkte Zeit
    unter klar definierten Kontrollmechanismen durch die Legislative
    gewährt werden können.

    In der ersten Phase der aktuellen Krise ist dies auf der Grundlage einer „Besonderen Lage“ und gestützt auf das Epidemiengesetz geschehen !
    Auch diese Massnahmen wurden verschiedentlich hinterfragt; aber sie hatten eine klare, zeitlich begrenzte gesetzliche Grundlage mit definierten Kontrollmechanismen.

    Mit dem Covid-19-Gesetz wurde bereits im ersten Schritt diese Basis verlassen: Viele kritische Kompetenzen wurden bereits da als ‚Blanco-Check‘ an der Bundesrat übertragen.
    Bei den Verschärfungen des zweiten Schrittes wurde einfach wesentlich augenfälliger, wozu das führen kann, wenn der Bundesrat in eigener Regie, nach eigenen Kriterien terminiert und ohne Kontrollmechanismen Massnahmen ergreifen bzw. erlassen kann.

    Dadurch wurde der politische ’Sündenfall’ (insbesondere gegenüber der Gewaltentrennung und weiteren Bestimmungen der Verfassung) augenscheinlicher. Und dagegen wurde hauptsächlich das Referendum ergriffen.

    Wenn jetzt um Massnahmen und ihre Berechtigung gestritten wird, handelt es sich dabei weitestgehend um eine Diskussion „um des Kaisers Bart“.
    Darauf muss (und sollte) sich die IP gar nicht einlassen !

    Was wird bei einer Ablehnung der Vorlage passieren ? – abgesehen von gewissen zu erwartenden Verzögerungen im Vollzug …

    1. Der Bundesrat kann auf der Grundlage des Epidemiengesetzes
    erneut eine Notlage begründen und
    auf dieser Basis notwendige Massnahmen ergreifen / erlassen
    welche nach klaren Fristen im Einzelnen durch das Parlament legitimiert oder korrigiert werden müssen/können

    2. Das Parlament entwickelt selbst ein Gesetz,
    in dem die einzelnen Massnahmen genau
    in sorgfältiger Abstimmung mit der Verfassung
    definiert und umfangsmässig wie zeitlich beschränkt werden
    und dem Bundesrat in diesem Rahmen die Kompetenzen zum Erlass von Vollzugsverordnungen übertragen werden.

    Ich nehme nicht wirklich an, dass über eine solche Problemlage in der IP eine hochgehende Diskussion oder gar Spaltungsbefürchtungen aufkommen würden.

    Diese Problemlage unterliegt wohl auch nicht wesentlich dem Vorbehalt von Werner:
    „Der Text geht von der Perspektive des Individuums aus (Individuen brauchen Selbstverantwortung), und vernachlässigt die Perspektive Gemeinschaft (Gemeinschaft braucht gemeinsame Regeln). Integral wäre eine aperspektivische Sicht, die beides integriert und aus übergeordneter Sicht argumentiert.“

    1. Danke für die Analyse.
      Dieser Kommentar war der erste, dessen Argumentation mich un- befriedigt zurückliess, nicht wegen der schlussendlichen Empfehlung, sondern, weil die Formulierungen z.T. wertend formuliert sind, bzw. Meinungen statt ne sachliche Debatte fördern.
      Die IP hat sich mit den bisherigen Kommentaren durchwegs auf einem sehr hohen, differenzierten und integral transparenten Niveau bewegt. Ich freue mich darauf, mich in einem nächsten Kommentar wieder ein wirkliches Meinungsbildungsangebot zu erhalten und danke für euer Wirken.

  18. Seit Beginn der Pandemie höre und lese ich: Gemeinwohl geht vor Eigenwohl.
    Darüber habe ich viel nachgedacht und in mich hinein gefühlt, was der Satz in mir auslöst.
    Manchmal konnte ich spüren, dass dazu „zwei Herzen in einer Brust“ schlagen.

    Gemeinwohl/Gemeinnutz geht vor Eigenwohl/Eigennutz – dies hört sich natürlich gut an. Das klingt nach (christlicher) Nächstenliebe. Das klingt nach Solidarität. Das klingt nach einer besseren Welt mit weniger Egoismus. Doch viele Menschen in unserer Gesellschaft empfinden eben nun zwischenzeitlich diese Maxime als Frontalangriff auf individuelle Rechte und Freiheiten.

    Doch wer definiert „Gemeinwohl“ verbindlich für die Gesellschaft?
    Wer dem aktuell politisch festgelegten Gemeinwohl dient, der ist offiziell moralisch gut. Wer dagegen dieses Gemeinwohl hinterfragt, der ist moralisch schlecht (Leugner, Verweigerer…). Denn «Gemeinnutz geht vor Eigennutz.»
    Diese moralische Unterteilung, ohne versuchen zu wollen zu verstehen und zu spüren, was das Gegenüber jeweils zu seiner Haltung motiviert, mündet sicht- und spürbar in Trennung und Spaltung.

    Wie wäre es, wenn man das Gemeinwohl ernst nimmt, als auch das Wohl des einzelnen Bürgers: Eigenwohl ist GENAUSO WICHTIG wie Gemeinwohl. Mit diesem Motto gibt es keine Unter- und Überordnung. Beide Interessen gehören unauflöslich und komplementär zusammen.

    Welche Gemeinwohlinteressen gibt es und welche Eigenwohlinteressen – und wie können Lösungen gefunden werden, die beide Seiten zu ihrem Recht kommen lassen?

    Können wir Nächstenliebe und Solidarität in ihrer Mehrdimensionalität sehen, nämlich z.B. in einer kreativen, vieldimensionalen, bürgerfreundlichen und gemeinschaftsfreundlichen Gesprächskultur? Weg vom Diktat hin zur Debatte.

    Eine Debatte, in der wir die Stärkung des Einzelnen, u.a. durch Verbundenheit, nährende Gespräche und ein liebevolles Miteinander, in den Fokus rücken. Lasst uns untereinander näher zusammenrücken (wann immer „Gemeinsam“ möglich ist) – für jeden Einzelnen UND für das Gemeinwohl.
    Und dies unabhängig von einem Ja oder Nein am 28. November.

    Herzensdank an den politischen Ausschuss für Euer Engagement!

    1. Vielen Dank für diese wertvollen Gedanken.
      Wer ist das „Gemeinwohl“? Einer Gemeinschaft kann es doch nur wohl sein wenn es dem einzelnen Menschen in dieser Gemeinschaft wohl ist. Kann ich mich wirklich wohl fühlen wenn es anderen Menschen nicht wohl ist? Kann man Gemeinwohl definieren als etwas was über den einzelnen Menschen steht, dem sich der einzelne unterordnen muss? Ein Gemeinwohl kann wohl nur erreicht werden durch Gespräche, einander verstehen und ernst nehmen, Konsens finden durch systemisches Konsensieren etc. Das Gemeinwohl muss auch dauernd neu gefunden werden. Es kann auch nicht darüber abgestimmt werden. Hier hilft eine Demokratie basierend auf Mehrheitsentscheid nicht weiter, es braucht einen anderen Ansatz.
      Nicht ein abstraktes Gemeinwohl bestimmt wie sich der Einzelne verhalten soll, ein Gemeinwohl entsteht wenn es den den einzelnen Menschen und untereinander wohl ist.
      Wenn unser Handeln aus der Intuition, aus der geistigen Welt erfolgt in welcher wir alle vereint sind wird sie zum Wohle Aller sein. Wenn das Gemeinwohl aus einer Ideologie,
      von Menschen definiert wird definiert wird dem sich der Einzelne unterzuordnen hat wir dies nie zu Frieden führen.
      So kann ich mich dem dankbar Anschliessen:
      Eine Debatte, in der wir die Stärkung des Einzelnen, u.a. durch Verbundenheit, nährende Gespräche und ein liebevolles Miteinander, in den Fokus rücken. Lasst uns untereinander näher zusammenrücken (wann immer „Gemeinsam“ möglich ist) – für jeden Einzelnen UND für das Gemeinwohl.

      1. Lieber Bruno
        Wären wir allenfalls einen Schritt weiter, wenn wir keine Unterscheidung mehr machen in Individuum und Gemeinwohl? Wir sind.
        Herzlich Marie-Louise

    2. Herzlichen Dank, Anike, für diese umsichtigen und vermittelnden Überlegungen, die mehr an Zuhören und Verständnis (Gemeinwohl) anbinden als an defensiv-strategischen Positionierungen (Eigenwohl).

  19. Als Gast war ich das erste Mal an einer Sitzung des politischen Ausschusses involviert.

    Ich erachte es als gutes Zeichen, dass mich anschliessend Gedanken zu grundsätzlichen Fragen unserer Gesellschaft weiter beschäftigt haben.
    Nach meiner Absicht liegt es im Wesen des SARS CoV-2 Virus, die Menschheit tendenziell zu spalten und abzuhalten von der Aufgabe, eine menschenwürdige Gesellschaftsform zu schaffen.

    Auf diese Versuchung nicht hereinzufallen, scheint mir ein Gebot der Stunde zu sein, speziell auch für die IP Schweiz.
    Als politischer Ausschuss sind wir dafür verantwortlich, zu erläutern, zu kommentieren und Stellung zu beziehen aus integraler Sicht.

    Das Finden der höheren Ebenen, welche mit der Abstimmungsvorlage tangiert sind, scheint mir bei unserer Besprechung vom 6. Oktober nur ansatzweise gelungen zu sein.
    Vielleicht lassen sich aus dieser Perspektive gewisse Enttäuschungen bei einzelnen Mitgliedern erklären. Versuchen wir unsere Gesichtspunkte zu erweitern und bleiben wir im konstruktiven und wertschätzenden Dialog miteinander. Auch der politische Ausschuss kann sich weiter entwickeln.

  20. Ich war sehr gespannt auf die Abstimmungsempfehlungen zum Covid-Gesetz und auf die dahinterstehenden Abwägungen. Dass hier für einmal nur Argumente gegen das Gesetz aufgeführt werden, hat mich enttäuscht. Dies ist aus meiner Wahrnehmung zum ersten Mal seit ich die Abstimmungsempfehlungen der IP lese, ein Rückfall in die übliche Parteien-strategie des Verschweigens der Gegenargumente.
    Um es vorweg zu nehmen: ich habe mich sobald es möglich war mit der Biontec-Technologie doppelt impfen lassen. Meine persönlich geprägten Motive und Abwägungen dafür waren die Folgenden: Ich war als etwa 10-jähriger Knabe mehrmals alleine mit einem etwas älteren Mädchen in ihrem Rollstuhl auf Streifzügen durch den Basler Zoo. Das Mädchen war ungeimpft an Kinderlähmung erkrankt, weil ihre Eltern diese Impfung abgelehnt hatten. Meine Frau (73) ist mit einem verkleinerten Atemvolumen zur Welt gekommen und hat am Bett ihres Vaters mit 13 Jahren zu Hause miterlebt, wie er vor ihren Augen an einer verschleppten Lungenkrankheit erstickt ist. Als über dieses Virus mehr bekannt wurde, sagte meine Frau rasch und klar, dass sie diesen Virus nicht überleben würde und schon gar nicht im Spital sterben wolle. Wir besuchten im Hochsommer letzten Jahres die GV der anthroposophi-schen Hilfsorganisation „Acacia“ in Basel, zu welcher man sich zwingend vorgängig anmelden musste. Als wir in den fast bis auf die letzten Plätze gefüllten Saal eintraten, zogen wir beide unsere Masken an und setzten uns neben die Türe beim Ausgang, welche vor Beginn verschlossen wurde. Von den wohl gegen 100 Anwesenden trug eine einzige, etwas ältere Frau eine Maske. Der verantwortliche Organisator begrüsste die Anwesenden mit der Bemerkung, dass er sich dafür entschuldige, dass mehr als doppelt so viele gekommen seien, wie angemel-det und auf dem kleinen Tisch ganz hinten hätte es übrigens Masken. 8 Tage später erwachte ich morgens um 3 h mit starken Halsschmerzen und einem Schwächegefühl. Ich stand auf und fuhr mit dem Fahrrad zum Triemlispital am Üetliberg hoch, um einen Taxichauffeur nicht zu gefährden. Ich schaffte es weil ich es unbedingt wollte und meldete mich beim Notfall zu einem Test. Draussen stand zwar ein Testzelt – welches aber erst morgens um halb 8 öffnete. In den ca. 3 h, in welchen ich in Isolation auf der Notfallstation lag, erlebte ich 1 zu 1, was es für die Krankenschwestern bedeutete, bei jedem Besuch in meiner „Zelle“ einen frischen Schutzanzug überzuwerfen und die Hände vor- und nachher zu desinfizieren. Die Untersuchungen – auch meiner Atmung und des Blutes waren gründlich. Sie taten dies geduldig und freundlich und ich schämte mich nachträglich als der Befund negativ war. Ich befasste mich dann relativ gründlich mit der Geschichte, dem Ansatz und dem Wissensstand der mRNA-Methode. Dabei lernte ich, dass diese Methode keineswegs neu war – wie die Impfgegener bis heute behaupten und was sich wohl auch hinter den Punkten 8 und 11 der IP-Argumentation verbirgt. Diese Methode hat nicht nur Biontec an KrebspatientInnen und über mehrere Jahre so seriös klinisch getestet, wie dies heute Standard ist, sondern auch andere Forschungslabors. Die Anwendung dieser gegen Krebs entwickelten Methode auf Sars-CoV-2 entsprang mehr einer Ahnung und Hoffnung des Ehepaars Ugur Sahin und Özelem Türeci als einer Gewissheit. Ich gewann rasch Vertrauen in die Kompetenz, die lauteren Motive und das beeindruckende Engagement dieses Ehepaars und verfolgte ihre Schritte bis hin zur Kooperation mit dem Pharmariesen Pfizer für die gigantische Produktionsmenge des Impfstoffes, welche prognostiziert wurde. Natürlich bin ich skeptisch und kritisch gegenüber diesen global agierenden Pharmakonzernen, von denen ich zwei – als ein in Basler sozialisierter 68’er – aus nächster Anschauung kannte. Sie sind für die Stadt Basel Fluch und Segen zugleich. Ohne sie wäre Basel nie zu dieser Kulturmetropole geworden, welches sie heute unbestreitbar ist. Trotzdem bezeichne ich die Entwicklung dieser Impfung als eine vielleicht beispiellose Erfolgsgeschichte des homo sapiens. Ganz generell bin ich mit Jean Gebser der Überzeugung, dass ein Sprung in die Integralität ein Rückfall in die magisch-mythische Sphäre bedeutet und dass es keinen Königsweg gibt, der den anstrengenden Weg durch die Ebene der Rationalität wegzaubern kann.

  21. Wie kann ip einstimmig die Pflegeinitiative unterstützen und gleichzeitig gegen das Covid-Gesetz Stellung beziehen? Ist irgendwie schizophren: Das Pflegepersonal leidet wegen der Unvernunft vieler Mitbürger, die sich um die Covid-Massnahmen foutieren und den Bund und die Kantonen daran hindern wollen, die nötigen Präventionsmassnahmen (von denen leider einige vorübergehend mit kleinen Eingriffen in die Freiheit verbunden sind) umzusetzen.

    1. Vielleicht ist es auch hier so, dass Corona uns auf etwas tieferliegendes hinweist: so erfuhr ich, dass viele Probleme auf Intensivstationen nicht erst jetzt bestehen, so wie z.B. auch die Schliessung von kleinen Spitälern nicht.
      Mögen wir die nötige Behandlung und menschliche Wärme bekommen wenn wir es brauchen.

  22. Ich würde gerne meinen Kommentar vom 03.11. ergänzen. Damals beschränkte ich mich v.a. auf die prärationalen Ebenen (rot und blau, Prämoderne), welche mit der rationalen Ebene (orange, Moderne) kollidierten, da diese meiner Meinung nach während der Diskussion im PA vorherrschend waren.
    Nach lesen der verschiedenen bisherigen Kommentare zum Nein-Entscheid des PA, ist mir aufgefallen, dass sich die Diskussion inzwischen überwiegend auf der transrationalen Ebene (grün, Postmoderne) verlagerte, allerdings auf einer pathologischen grünen Ebene.
    Das macht die Sache leider auch nicht integraler. Denn was den beiden gemeinsam ist, dass sie beide die rationale Ebene nicht einbeziehen. Die prärationalen (prämodernen) Ebenen, weil die Ratio in ihrem Bewusstsein noch gar nicht so richtig erschienen ist und die transrationale (postmoderne, grüne) Ebene die Ratio (die Moderne) aus ihrem Bewusstsein verdrängt hat, weil sie diese für all die Sünden und Desaster der Moderne verantwortlich macht, die da wären der Klimawandel, der neoliberale Kapitalismus mit all den Ungerechtigkeiten, etc.. D.h., dass die grüne, postmoderne Ebene aus lauter Verachtung gegenüber den Auswüchsen des rationalen Zeitalters nicht mehr die segensreichen Errungenschaften der Vernunft seit der Aufklärung erkennen und würdigen kann.
    Deshalb schmeisst sie gleich die gesamte Vernunft zum Fenster hinaus, was leider zu einer ziemlich pathologischen grünen Ebene führt, welche, weil sie das Rationale verbannt hat, ziemlich leicht verwechselt werden kann mit den prärationalen Ebenen und weshalb man dann von Prä/Transverwechslung sprechen kann und was meiner Meinung nach in der gegenwärtigen Diskussion eine ziemliche Rolle spielt.
    Damit nicht genug Verwirrung, denn es kommt noch ein weiterer, wichtiger, pathologischer Punkt der grünen Ebene hinzu. Sie kann nicht unterscheiden zwischen Wachstums- und Machthierarchien. Alle Hierarchien werden als Macht Hierarchien missverstanden, welche selbstverständlich abzulehnen sind. Aber Wachstumshierarchien, -holarchien, sind das Grundelement, die Basis der menschlichen, gesunden Entwicklung in immer höhere, tiefere, empathischere, liebevollere Ganzheiten. Jede höhere Ebene umschliesst und erweitert die Vorhergehende und ist dieser deshalb überlegen und wertvoller!
    Deshalb ist es wichtig und notwendig diese hierarchischen Unterschiede zu benennen, was das grüne Meme nicht kann, weil es niemanden wehtun möchte, niemanden bewerten möchte. Doch diese Bewertungen sind unumgänglich wollen wir handlungsfähig werden.
    In den meisten Kommentaren wird immer wieder daran erinnert miteinander zu reden, sich zuzuhören. Es werden alle Meinungen in einem wohlwollenden Rahmen gehört, als gleichwertig bewertet und alle sind „lieb“ zu einander, jedoch gibt es keinen politisch umsetzbaren Beschluss am Ende. Eine Lösung des Problems, wie umgehen mit Corona trotz steigender Infektionszahlen, der nahenden 4. Welle und der aktuellen „Epidemie der Nichtgeimpften“ (Tagesanzeiger vom 25.08.), welche inzwischen mehrheitlich die Intensivstationen besetzen, ist nicht in Sicht.
    All das wurde mit den Nichtgeimpften seit beinahe 2 Jahren versucht. Das Ergebnis ist ernüchternd. Noch mehr Wut, noch mehr Aggression und noch mehr Spaltung. Das mehrheitlich vorgeschlagene Konzept hat meiner Meinung schlicht nicht funktioniert, trotz Verständnis und Mitgefühl dieser Gruppe von Menschen gegenüber.
    Jetzt müssen die politisch Verantwortlichen das Grundrecht auf körperliche und mentale Unversehrtheit für die Gesamtbevölkerung in entsprechende politische Beschlüsse umsetzen. Dem kann sich auch eine IP nicht entziehen, will sie doch irgendwann mal auch politische Verantwortung übernehmen. D.h. die politisch Verantwortlichen müssen endlich die Freiheit der vernünftigen (rationalen und keinesfalls integralen) Mehrheit vor der Freiheit der unvernünftigen (prä- und transrationalen) Minderheit schützen! Wie? Vielleicht mit den Segnungen des Rationalen, die da wären gesunder technischer und medizinischer Fortschritt, seriöse Medien und durch die Möglichkeiten der modernen Demokratie mit ihren Mehrheitsbeschlüssen durch gewählte Volksvertreter.
    Das läuft vielleicht sogar darauf hinaus über Impfzwang für einige Bereiche (Gesundheit, Bildung, etc.), Ausschluss von öffentlichen Räumen für Ungeimpfte, etc., nachzudenken, die Aufhebung des Patentschutzes und weltweite bezahlbare Impfmöglichkeiten für die ganze Welt, etc.
    Die Diskussion darüber ist noch offen, aber meiner Meinung nach unumgänglich.

    1. Lieber Josef
      Besten Dank für deine Erläuterungen. Als Privatperson steht das Eigeninteresse im Vordergrund und die Überzeugung, was für mich das Beste ist. Als Bürgerin muss ich jedoch darüber hinaus das Gemeinwohl berücksichtigen. Es sind auf der Ebene Gemeinschaft andere Dimensionen entscheidungsrelevant. Da glaube ich, braucht es etwas mehr Demut bezogen auf die eigene Urteilskraft und ein Bewusstsein für den feinen Unterschied zwischen ich als Bürgerin und ich als Privatperson. Da ist die Politik gefordert und damit auch die IP.

  23. Viele Diskussionen über den Kommentar der IP zur Corona-Verschärfung würden sich erübrigen, wenn erkannt würde, dass wir am 28.November nicht über die bestehenden Corona-Maßnahmen abstimmen werden. Es geht lediglich um die demokratie-schädigenden und menschenrechts verletzenden Verschärfungen. Das heißt, auch wenn das Gesetz abgelehnt wird, bleiben die im Juni beschlossenen Maßnahmen weiterhin in Kraft.
    Der politische Ausschuss der IP hatte damals im Kommentar zur Abstimmung vom Juni zu den Corona-Maßnahmen keine Empfehlung abgegeben, weil der Corona-Graben sich auch durch die IP zieht. Ganz anders verhält es sich zur kommenden Abstimmung: Mit einer Ausnahme fanden wir die zusätzlichen Verschärfungen unnötig, unberechtigt und sehr schädlich. Wir fanden auch keine andere Argumente als jene, die auf den unberechtigten Ängsten vor dem Verlust der aktuell geltenden Maßnahmen gründen.

  24. Radikale Ungeimpfte schimpfen zwar am lautesten, sie würden diskriminiert. Doch es ist längst umgekehrt: Die Solidarität der Geimpften – inzwischen 76,5 Prozent der über Zwölfjährigen – wird über Gebühr strapaziert. Sie alle haben so gehandelt, wie Ärzte, Epidemiologen, Bundesrat und Kantonsregierungen empfehlen: Sie liessen sich impfen.
    Die restlichen 23,5 Prozent der Bevölkerung füllen die Spitäler weit überproportional. Und tragen die Schuld, wenn dort reguläre Operationen für Geimpfte verschoben werden müssen. Dass Impfskeptiker ein Intensivbett beanspruchen, hätten sie vermeiden können.

  25. 63 % der Stimmenden haben JA gesagt zum COVID-Gesetz und unterstützen in dieser aussergewöhnlich schwierigen Situation die Verantwortungsträger in Politik und Regierung.
    Wie kann es sein, dass die Integrale Partei eine klar gegenteilige, mit der SVP übereinstimmende NEIN Parole herausgibt und so aktiv zur Spaltung der Gesellschaft beiträgt und mitverantwortlich ist für die Saubannerzüge der COVID-Gesetz Gegner?
    Aus meiner Sicht sind hier IP-Ideologen am Werk, welche die Grundsätze der integralen Politik missachten. Es besteht klarer Handlungsbedarf in der Führung der IP.

    1. Lieber Beat
      Aufgrund deiner Empfehlung habe ich diesen Artikel gelesen und bin nun sehr erstaunt, bezüglich deiner Empfehlung.
      Zu meiner Person: Ich bin geimpft und habe entgegen der Empfehlung der IP JA gestimmt.

      Ist es tatsächlich weiterhin sinnvoll, Schuldzuweisungen zu machen? Auch bei 63% Ja ist Demut gefragt und wir brauchen nachhaltige und gemeinsame Lösungen. Weisst du es, welche Lösungen uns als Gesellschaft weiter bringen können? Ich weiss es nicht. Gerne würde ich mit dir in Kontakt treten.

      1. Liebe Marie Louise, ohne Zweifel hatte Heiner Hug seinen Artikel etwas scharf abgefasst, aber der Inhalt ist stimmig.
        Einen sachlicheren Beitrag zum selben Thema hat Urs Meier verfasst:
        https://www.journal21.ch/artikel/noch-einmal-gut-gegangen

        Auf Deine Frage, ob Schuldzuweisungen sinnvoll sind, hier ein paar Überlegungen:
        Während einer auf Augenhöhe geführten Debatte, mit pro und contra, sind Schuldzuweisungen fehl am Platz.
        Wenn sich aber eine Gruppe der sachlichen Diskussion verweigert, dafür lärmt und randaliert, ist eine klare Sprache notwendig. Dann ist diese Gruppe anzuprangern und eine (Mit-) Schuld zu benennen. Es ist m.E. falsch, sich hinter einer ‚political correctness‘ Haltung zu verstecken, welche oft mit der Aussage endet, dass eben beide Seiten ‚Dreck am Stecken‘ haben und deshalb Schuldzuweisungen zu unterlassen seien.
        Tatsächlich sollte man genau hinschauen, wieviel Dreck am Stecken die eine und die andere Partei in der aktuellen Situation hat. Ergeben sich, wie in der COVID-Abstimmung, eklatante Unterschiede, so sind diese zu benennen.
        Die Stimme nicht zu erheben, nützt bekanntlich dem Täter, der Täterin.
        PS: Ich meine hier nicht die IP-Diskussionen.

  26. Liebe Mitglieder des Politischen Ausschusses

    Ich hoffe zutiefst, dass Ihr die differenzierten und bereichernden Kommentare zur Nein-Parole (und in diesem Fall nehme ich die Empfehlung tatsächlich erschrocken als Parole war) bzgl. Covid-19-Gesetz sehr genau durchlest und für künftige Überlegungen nochmals über die integralen Bücher geht:
    Die Kommentare spiegeln weit umfassender integrales Denken, als dies die ziemlich einseitige Darstellung in Euren Überlegungen tut. Diese riecht unangenehm nach persönlich-politisch motivierter Indoktrination.
    Das finde ich suspekt. Es passt nicht zu Eurer sonst so sorgfältigen Arbeit.

    Danke für Euren ansonsten überaus wertvollen Beitrag zu den politischen Fragen.

  27. Liebe Kommentatorinnen und Kommentatoren

    Besten Dank für Eure Kommentare und auch Eure persönlichen Emails an mich.
    Ich entnehme Euren Kommentaren, dass Euch das Thema Sorgen bereitet und gleichzeitig, dass Euch die Haltung der IP dazu sehr am Herzen liegt, denn sonst würdet Ihr Euch die Zeit nicht nehmen Euch hier zu äussern. Besten Dank dafür.

    Gerne nehme ich zu einigen Punkten Stellung:

    Rationale Argumentationslinien:
    Beide Gruppierungen – pro und contra – haben logisch stringente Argumentationslinien, wieso sie sich für oder gegen das Covid-Gesetz aussprechen.
    Ich persönlich habe das Covid-Gesetz befürwortet und ich bin auch geimpft.
    Jedoch bin ich auch mit vielen Covid-Gegner:innen persönlich im Gespräch, die ich sehr schätze. Davon sind einige Wissenschaftler und Professoren von der ETH oder Universität Zürich, welche über eine überdurchschnittliche rationale Intelligenz verfügen.
    Ich schätze den Dialog mit Andersdenkenden sehr und respektiere ihre politische Haltung.
    Genau das schätze ich auch in der IP, dass ich mit vielen Mitgliedern die gleich oder anders denken in einem guten Dialog sein kann. Denn dies ist nicht mehr selbstverständlich in der heutigen Zeit.

    Wer ist schuld?
    Wir dürfen eines nicht vergessen es sind nicht die Ungeimpften oder die Geimpften «Schuld» an der heutigen Situation. Sondern Corona ist der Auslöser für die Situation, in welcher wir drin sind. Das gemeinsame Lösen dieser Situation ist eine der grössten Herausforderungen der Geschichte. Für die Lösung brauchen wir meines Erachtens die kollektive Intelligenz und nicht nur die Intelligenz der Befürworter oder Gegner. In beiden Lagern können sich neue Wege und Innovationen entwickeln, wie wir bewusster und weiser mit dieser Situation umgehen können.

    Was braucht es jetzt?

    Ich glaube es ist eine Falle für uns als Gesellschaft, wenn wir
    – immer heftiger andere von unserer Meinung zu überzeugen versuchen.
    – Menschen mit anderen politischen Meinungen als «Pöbler, Schreier, Verleumder» abtun oder diese in eine Meme-Box von Spiral Dynamics stecken.

    Wichtig erscheint mir jedoch – und das mag wie ein Paradox klingen – dass wir
    – Klare politische Meinungen fassen und dafür auch hinstehen.
    – Die unterschiedlichen Meinungen respektvoll anerkennen.
    – Offen und neugierig bleiben für die Sicht der «Anderen».
    – Uns auch verletzlich zeigen, dort wo wir vielleicht selbst unsicher sind welches die beste Corona-Strategie ist, unter den sich konstant verändernden Umständen.
    – Im wertschätzenden Dialog bleiben mit den «Anderen».
    – Die innere Bereitschaft haben, auch die eigene Meinung zu verändern im Verlaufe der Zeit, wenn es Sinn macht.

    Es ist nun an der Zeit, dass wir uns darauf konzentrieren neue Lösungen zu entwickeln für die heutige Krise und uns nicht verlieren in Grabenkämpfen. Der heutige Weg des Bundesrates ist ein möglicher von vielen – aber der Verlauf der Pandemie zeigt uns auch, dass wir damit das Problem nicht nachhaltig lösen konnten.
    Es bräuchte nun wissenschaftlich begleitete «Experimente» mit alternativen Vorbeugungs- und Heilmethoden, ebenso wie mit anderen Impfstoffen. Dadurch würde man einen schweizerischen Innovationspool kreieren, aus welchem neue und intelligentere Lösungen als Antwort zu Corona entwickelt werden könnten.

    Der politische Kommentar der IP:
    Die IP ist eine konstant lernende Organisation, welche am Forschen ist, wie mehr Integralität in den politischen Prozess einfliessen kann. Die Arbeit an einem politischen Kommentar in einer so aufgeheizten Diskussion ist wohl das Schwierigste was man sich vorstellen kann.
    Du kannst jedoch versichert sein, dass wir die Diskussion hier ernst nehmen und in unsere Analyse mit einbeziehen, wie der Prozess zur Erstellung eines politischen Kommentars verbessert werden kann.

    1. Liebe Susanne
      danke für Deinen umsichtigen und sorgfältigen Kommentar zu der ganzen Diskussion, die durch den „Politischen Kommentar“ angeregt wurde und sich in der Folge in einem breiten Spektrum von Gesichtspunkten, Anliegen, Ansätzen und Orientierungen entwickelt hat.
      Ich bin persönlich mit dieser ganzen Diskussion ziemlich zufrieden: Sie hat insgesamt viel ausgelöst und auch viele Beschränkungen in unserem Bestreben, die angemessene „integrale Orientierung und Sichtweise“ unter uns und nach aussen fassbar und fruchtbar zu machen, aufgezeigt.
      Wie Du, meiner Ansicht nach richtigerweise, betonst, muss es mehr und mehr darum gehen und uns gelingen, die vielseitige Diskussion zu öffnen und zu stärken – und im besten Fall daraus auch Richtungen und Vorschläge zur Lösung komplexer gesellschaftlicher Probleme und Entwicklungen aufzuzeigen und zu unterstützen.
      Es kann – für eine IP, eine integrale Sicht – nicht mehr darum gehen, sich auf ‚die richtige Seite‘ zu schlagen; mit Prozentzahlen zu argumentieren hilft uns nicht, zu verstehen, was gesellschaftlich wirklich passiert und auf dem Spiel steht.

      Im Besonderen all die ‚besserwisserischen‘ und ‚kategorisierenden‘ Be- und Verurteilungen ANDERER Meinungen, Anliegen und Bestrebungen gemäss angelesenen Raster-Farben bringt uns in unserer integrierenden Meinungsbildung nicht weiter. Im allerbesten Fall und in bescheidenster Haltung können solche Darstellungen aus einer hohen Meta-Ebene gewisse Schlaglichter auf unseren aktuellen gesellschaftlichen Zustand werfen. Aber wenn wir solche Argumentarien dazu benützen, um Menschen kategorisch auseinander zu dividieren, ist das wohl eher das Gegenteil von INTEGRAL.

      Ich meine, es entspricht einer kolossalen Selbsttäuschung, zu glauben, wir könnten von aussen / oben aus sogenannt (arrogant) integraler Sicht beurteilen, was an rot / orange / grün etc. gut oder schlecht / verwertbar oder Abfall / ‚integrierbar’ oder nicht sei.
      Es gibt schliesslich nur eine Methode, das in einem jeweiligen Fall / Problem / Thema herauszufinden – gemeinsam – durch Zuhören, um direkt zu verstehen, was die verschiedenen Perspektiven dazu zu sagen haben. Vor-Urteile verweisen nur auf eigene beliebig-farbige Verankerungen, die es zu erkennen gilt – was wiederum nur in einem gemeinsamen Prozess möglich ist.

      Ich befürchte vor diesem Hintergrund, dass die Aufgabenstellung für eine Integrale Partei oder Bewegung noch um einige Stufen anspruchsvoller ist, als wir es uns vorstellen möchten bzw. dazu bereit sind.
      Eine allgemeine Vision mit allerersten Ansätzen und (Erkenntnis-)Schritten aus aktuellen Realitäten und zwischenliegenden komplexen mehr oder weniger visionären Zwischenzielen und situativen Verortungen zu verknüpfen, dürfte weit über einen einfachen Integralisierungs-Prozess hinausgehen. Methodische Instrumente können uns dabei unterstützen, falls wir uns nicht ihrer Logik unterwerfen …
      Zu allererst und in jeder Situation ganz besonders verlangt und ausschlaggebend ist unsere ganze, persönliche und gemeinschaftliche, vielseitig-umsichtige Aufmerksamkeit und wahrnehmende PRÄSENZ.

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