Nachruf Werner Binder

Mit Werner Binder verabschieden wir einen Pionier der Integralen Politik Schweiz. Er war einer der drei Männer, welche die IP ins Leben gerufen haben, noch bevor die zwanzigköpfige Kerngruppe sich an die Arbeit machte.

Werner war vielseitig interessiert. Im Zentrum seiner Persönlichkeit stand eine tiefe Spiritualität. Aus ihr flossen Tanz, Malerei, Dialog und, im Dienst der IP, Politik. Im Gespräch war er bedächtig, ernsthaft, wohlwollend. Oft wiederholte er einen Satz seines Gegenübers, bevor er antwortete. Er wollte verstehen, bevor er sprach.

Die Weite seines Denkens und die Tiefe seiner Spiritualität kamen in seinen Schriften zum Tragen, die er in seinem Eigenverlag veröffentlichte. Er schrieb Erlebnisberichte aus seinem Innenleben und Gedanken zur christlichen Mystik. Unter seinen Schriften findet sich eine Anleitung zur Bildung einer politisch-spirituellen Gemeinschaft. Eindrücklich, wenn auch nicht immer leicht zu lesen, sind seine Gedichte. 2013 erschien sein wunderschöner Gedichtband „Über die Liebe und die Schönheit der Vergänglichkeit“, den ich besonders schätze. Im Zentrum aller Schriften und wohl seines ganzen Lebens standen die Wörter „Barmherzigkeit“, „Zärtlichkeit“ und „Du“.

In den letzten Jahren veröffentlichte er seine Überlegungen in einem Blog. Er kann unter www.wernerbinder.ch nachgelesen werden. Den Tod voraussehend, schrieb er dort am 17. Januar dieses Jahres: „Aus gesundheitlicher Schwäche habe ich mich entschlossen, meinen Blog einzustellen“. Er starb vierzehn Tage später.

Als engagiertes Mitglied der IP war Werner auch die Politik ein Herzensanliegen. Eine Politik, geprägt von realistischer Wahrnehmung und spiritueller Deutung. Sein Beitrag floss in das Grundlagenpapier der IP ein, das für die Gestaltung der IP grundlegend wurde. Wie konkret sein politisches Engagement auch werden konnte, zeigte sich mir, als wir zusammen eine Jahresaktion zum Thema „Wie wir wirklich leben wollen“ planten. Mit vielen Aktionen und einer abschliessenden Kundgebung auf dem Lindenhof in Zürich sollte die IP in der Öffentlichkeit bekannt werden. Als der Vorstand das Projekt ablehnte, konnte ich erleben, wie er bei all seiner Sanftheit auch einen Ärger deutlich zum Ausdruck bringen konnte.

Seine grosse, Kraft und Bedächtigkeit ausstrahlende Gestalt bleibt uns noch lange in Erinnerung. Die IP verdankt ihm viel. Wir ehren ihn wohl am besten, wenn wir sein Werk in tiefer Verbundenheit miteinander und mit der Welt weiterführen. Der Schluss seines Gedichts „Sterbende Heimkehr“ möge unser Andenken begleiten:

Je älter ich werde,
desto leiser wird mein Leben,
dem Sterben nach –
hauchfein,
decrescendo
Ich erlösche,
verschwinde,
leise,
sanft.
Oh!

IP-Stimmen zum Tod von Werner Binder

Lieber Werner,

wir haben uns 2013 in der Friedensgruppe der IP Schweiz kennengelernt und waren uns immer nahe.
Vor deinem letzten Zuhause in Aarburg 2016 hast du sechs Monate in meiner Wohnung in Winterthur gewohnt, wo ich noch im Appenzell war. Als Dank für die Überbrückungszeit hast mich im Herbst 2021 eingeladen und mich ‘bekocht’. Es war eine sehr stimmige Begegnung.

Deinen Blog habe ich unregelmässig, aber mit Freude, gelesen. Deine Stimme, deine tiefen Überlegungen und Eingebungen durch Meditation und Kontemplation werden mir – uns – allen fehlen.

Werner, ich trage dein Wesen weiterhin in mir!

Im Herzen verbunden
Pia Bossi (Winterthur)


Werners besondere Fähigkeit sich einfühlen zu können, die Vogelschausicht bewahren zu können und dann behutsam Menschen an die Hand zu nehmen hat mich stets beeindruckt.
Mit Gruss aus Geist & Seele
Urs Haller (Basel)


Lieber Werner,
Du bist ins Jenseits gegangen. Ich danke dir für deine ausgeführten Aktionen und für deine Präsenz hier.
Ich vertraue darauf, dass du jetzt eine liebevolle und willkommene Begleitung erhältst, die es dir ermöglicht, hier zu lassen, was zu lassen ist.
Ich wünsche mir, dass deine Energie, deine Intelligenz und dein Humor auf der Erde unter den Lebewesen verbreitet werden, ob sie dich nun gekannt haben oder nicht.
Mit Dankbarkeit für deinen Besuch.
Dein Marc Sneiders (Genf)

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