Rückblick Besser Leben Forum 2022

Friedensbewusst leben unter dem Druck von Krieg

Am Samstag, den 25. Juni 2022 durfte die IP Aargau zusammen mit der Stiftung für Integrale Friedensförderung die Friedensaktivistin Lea Suter (peaceprints.ch) im Naturama in Aarau begrüssen.

In ihrem Vortrag «Friedensbewusst leben unter dem Druck von Krieg» berichtete Lea von ihren Reisen in Konfliktgebiete und ihren Treffen mit anderen Friedensaktivisten vor Ort. Dabei wurde uns die Macht des Dialogs bewusst. Vom “Gemeinsam in den Abgrund” zum Perspektiv – Wechsel.

Ihre Begegnungen und Erfahrungen gab sie zum Beispiel anhand des Konflikts in Armenien und Aserbaidschan wieder.

Als Aktivistin versucht Lea in ihrer Arbeit, die 5 Aspekte einer Friedenshaltung zu vermitteln:

  • Aus der Bedrohungsspirale ausbrechen und deeskalieren
  • Komplexität aufzeigen und Vereinfachungen entgegenwirken
  • Feindbilder dekonstruieren > die Gewalt (nicht das gegenüber!) als Feind betrachten; Sorgfältiger Umgang mit Sprache
  • Inklusive Lösungen suchen: Die Gegner sind Teil der Lösung
  • Konfliktsensitiv handeln: Was fördert die Lösungsfindung?

Nach Fragen der anwesenden Zuhörer an Lea wurde in einem Workshop in Gruppen das Thema intensiviert und friedensfördernde Ideen zu folgenden Bereichen zusammengetragen:

  • Frieden in der Gesellschaft
  • Frieden in der Bildung
  • Frieden in der Politik und Regierung
  • Frieden in den Medien

 
Die Impulse der Ergebnisse wurden symbolisch auf farbigen Bändern notiert und an eine junge Linde gehängt. Es sind Gedanken wie zum Beispiel

  • «Initiative für ein Bundesamt für Frieden»
  • «Dialogkompetenzen im Parlament und in der Öffentlichkeit fördern (v.a. Zuhören!)»
  • «Aktive Förderung von selbst verwalteten, dezentralen Strukturen»
  • «Frieden in sich selbst und in Beziehungen finden»
Diese Linde wurde am Tag der Folgeveranstaltung mit allen Anwesenden im Wald in Muhen (AG) gepflanzt.

Friedenserfahrung in der Natur – «Waldbaden» (Folgeveranstaltung)

Am 25. Juni sprach die Friedensaktivistin Lea Suter zum Thema „Friedensbewusst leben unter dem Druck von Krieg“. Der Folgeanlass sollte uns bewusst machen, dass Frieden bei jedem von uns selber beginnt und dass wir das in der Natur erfahren können. So gab uns die Veranstaltung am 20. August 2022 in Muhen AG Gelegenheit, in den Kosmos Wald einzutauchen und das Band zu spüren, das uns Menschen mit ihm verbindet. Seine Wirkung auf Körper, Seele und Geist ist erfahr- und messbar. Unser Blutdruck normalisiert sich in der Umgebung von Bäumen, die Farbe Grün beruhigt uns, und beim Eintauchen in die Stille fangen wir an, mit allen Sinnen wahrzunehmen.
 
Margreth Schmutz konnte ca.26 Menschen willkommen heissen, die in Gruppen mit Urs Gsell, Förster, und Tanja Keller, Coach für Waldbaden, in den Wald eintauchten. 
 
Mit Tanja wanderten wir achtsam in Stille auf verborgenen Pfaden. Wir nahmen mit Moos überwachsenes Totholz wahr, dort einen leuchtenden Pilz, erste goldene Herbstblätter zwischen Kräutern, und überall glitzerten die Tropfen wie Perlen in der Sonne nach dem ersehnten Regen. Während dem Sitzen in der Stille unter einem ausgewählten Baum wurden nach und nach die Gedanken still und die Sinne öffneten sich. Beim Ankommen waren vereinzelt Vogelstimmen zu hören gewesen. Jetzt war es, als ob das die Vögel, erst nachdem wir in unsere eigene Ruhe gekommen waren, wieder überall zu zwitschern wagten und ihren Lebensraum rund um uns belebten. Diese Stille, an den Baumstamm gelehnt, die Kraft und das feuchte Moos spürend, führte uns für kurze Zeit in eine Versunkenheit ohne Vergangenheit und ohne Zukunft, sondern einfach zum Sein. Hier, jetzt. Nur zu bald rief und Tanja mit dem Geheul eines Wolfes zur Rückkehr auf.
 
Auf dem zweiten Waldrundgang führte uns der Förster zu „seinen“ Bäumen. Dass er den Wald als Lebensraum liebt, spürten wir gleich und liessen uns tief berühren, als er, 47 Jahre Diener dieses Waldes, von seinen Erfahrungen und Beobachtungen erzählte. „Die Natur ist positiv, zuverlässig, wogegen verdichtete Böden den lebendigen Boden verhindern“. In einer Handvoll Walderde befänden sich Milliarden Kleinstlebewesen. Es sei ein Fehler, mit riesigen Maschinen abseits der Waldwege Holzwirtschaft zu betreiben, denn die Verdichtung, die dabei entsteht, verhindert das geheime Leben unter der Oberfläche und erholt sich Jahrhunderte lang nicht.
 
Er zitierte Kafka, man könnte ein Leben lang auf einem bemoosten Platz liegen und würde dennoch nie alle Fragen rund um den Kosmos Wald geklärt haben. Nicht durch Lesen von Studien, sondern durch wiederholtes Beobachten sehe er, was der Wald und die einzelnen Baumfamilien bräuchten. So sind Bäume, deren Krone die Hälfte der Gesamthöhe ausmacht, sehr gesund, erzählte er vor einer mächtigen Fichte stehend. Dahinter steigt der Wald an, grün und durchmischt. Überlebenswichtig ist der Wald, denn er speichert 90% Wasser, während das Kulturland nur 10% speichert.
  
Eine Studie zum Staunen erwähnte er aber doch: In einem sehr trockenen Gebiet seien Baumkeimlinge untersucht worden. Sie hatten plötzlich insgesamt mehr Würzelchen ausgebildet als in Jahren davor bei normalen klimatischen Bedingungen. Als ob die Baummütter die Information zur Überlebenshilfe ins Erbgut gegeben hätten.- Abschliessend betonte der Förster, dass zum Wald unbedingt Sorge getragen werden muss, damit er auch den nächsten Generationen als ein Ort von Erholung, Wasserspeicher und massvoller Holzwirtschaft dienen wird. Ein eindringliches Zitat fügte er an: „Wir haben die Erde nicht von unseren Eltern geerbt, sondern von unseren Kindern geliehen“ (Indianische Weisheit).
 
Mit tiefem Respekt und grosser Dankbarkeit über das Erlebte pflanzten wir gemeinsam an einem sonnigen Platz die Friedenslinde ein, die bereits bei der ersten Veranstaltung im Naturama gestanden hatte und mit bunten Bändern und Wünschen für Frieden geschmückt war. Randi leitete uns an, die Linde mit einem Friedenslied zu besingen, gleichsam als Segen für gutes Wachstum unter der Obhut von Urs, dem Förster 
 
Margreth bedankte und verabschiedete sich herzlich bei allen Menschen, die diesen eindrücklichen Nachmittag möglich gemacht hatten.
 
Für die IP Aargau: Ruth Bänziger und Anike von Burg, August 2022

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