Mikrosteuer auf Finanzflüssen soll die unsoziale Mehrwertsteuer ersetzen

Urs P. Gasche berichtet im Online-Newsletter Infosperber vom 23. April, dass vier Akademiker einen Initiativtext formuliert haben. Unter den Initianten ist Marc Chesney, Finanzprofessor an der Universität Zürich und ETH-Professor Anton Gunzinger, der als Gastredner der IP unseren Mitgliedern wohlbekannt ist.

Die Initiative sieht vor, dass eine Mikrosteuer auf Finanzflüsse die unsoziale und komplizierte Mehrwertsteuer ersetzen soll. Diese Mikrosteuer, die auf den ganzen bargeldlosen Zahlungsverkehr erhoben würde, umfasst die seit längerem diskutierte und in den Grundlagen integraler Politik geforderte Kapitaltransaktions- oder Tobin-Steuer (die lediglich auf Börsengeschäfte erhoben wird). Die mit der Initiative geforderte Mikrosteuer zieht die bargeldlosen Finanztransaktionen aller Bürgerinnen und Bürger mit ein und integriert die Tobin-Steuer. Konsum und Arbeit würden weniger besteuert. Ein wahrhaft integraler Ansatz, der in die Richtung eines integralen Zukunftbildes weist.

Was bringt die Mikrosteuer?

Gemäss Angaben der Initianten bringt ein Mikrosteuersatz von 0,03 Prozent auf jeder elektronischen Belastung und jeder Gutschrift einen Ertrag von 60 Milliarden Franken pro Jahr. Damit könnten die 23 Milliarden der Mehrwertsteuer, die 22 Milliarden der Bundessteuer und die 2 Milliarden der Stempelsteuer ersetzt werden.

Auf der Webseite der Initiative ist nachzulesen, dass mit der Einführung der Mikrosteuer auch die Finanzwirtschaft automatisch einen Steuerbeitrag leisten würde, was Unternehmen und private Haushalte erheblich entlasten würde. Die weit verbreitete Steuerhinterziehung und die Steuerumgehungen sind nur noch sehr beschränkt möglich. Mit Steueroptimierungen in Form von Trusts und Gewinnverschiebungen wäre es weitgehend vorbei. Weitere Details sind dem Konzept „Reinvent the system“ zu entnehmen.

Schweiz kann auf «Finanzcasino» verzichten

Auf den zu erwartenden Einwand, die Schweiz könne eine solche radikale Steuerreform nicht im Alleingang einführen, räumen die Initianten zwar ein, dass der hochspekulative Mikrosekundenhandel an der Börse ins Ausland abwandern könnte. Doch auf dieses «Finanzcasino» könne die Schweiz ohne weitere Nachteile verzichten, meint Finanzprofessor Chesney.

Nach meiner Meinung enthält diese Volksinitiative ein so grosses, integrales Wandelpotenzial, dass die Verantwortlichen der IP überlegen sollten, welchen Beitrag die IP leisten kann, damit sie zustande kommt. Mit der Unterschriftensammlung wurde noch nicht begonnen. Zu deren Finanzierung wurde jedoch bereits ein Online-Spendentool eingerichtet.

Wie wäre es mit einer öffentlichen Veranstaltung zum Thema Mikrosteuer? Mit Gastredner Anton Gunzinger zum Beispiel?

6 Antworten

  1. Superidee, Toni Gunzinger als Gastredner in einer öffentlichen Veranstaltung einzuladen – er ist ja der IP sehr stark verbunden und könnte uns beraten, wie wir als IP im grösseren Stil uns an dieser integralen Initiative beteiligen könnten. Gerade vor den Wahlen macht es Sinn durch eine öffentliche Veranstaltung aufzuzeigen an welchen alternativen Wirtschaftsmodellen wir interessiert sind und wie wir diese mitgestalten wollen.
    Ich hoffe sehr, so eine Veranstaltung kommt (noch vor den Wahlen) zu Stande.
    Herzlich grüsst, Rosmarie Wydler-Wälti

  2. Ich möchten diese Idee heiss unterstützen! Ich kenne Toni Gunzinger aus einem anderen Zusammenhang und bin (noch) nicht IP-Mitglied. Es braucht konkrete Projekte – oder eine radikale Initiative mit systemrelevanten Potenzial – so wie ich diese Transaktionssteuer einschätze – um einer als Mauerblümchenpartei wahrgenommenen Bewegung die längst fällige Aufmerksamkeit und damit in den kommenden Wahlen Schub und Schwung zu verleihen.
    Herzlich, Dr. Urs Maurer

  3. Wow! – Da kann ich nur eines sagen:”Her mit dem Unterschriften-Bogen”; und wenn es irgendwie geht das “Festgeld” und das “Grundeinkommen” und die “Gemeinwohl-Ökonomie” nicht vergessen.

  4. Ich fände es gut, wenn die IP jetzt mit einem starken Projekt an die Öffentlichkeit ginge. Wir haben jetzt die Medien, um es an die Leute zu bringen. Und die Neuauflage der alten Tobinsteuer wäre ein lohnendes Projekt. Tobin schlug weltweit 1% für die Steuer vor. Da sollte doch 0.03% drinliegen.

  5. Vielen Dank für diese wertvollen Gedanken. Darf ich folgendes zu Bedenken geben: es hängt sehr stark von der Umsetzung ab, wie eine solche Microsteuer umgesetzt würde.
    Wenn v.a. die Banken und Börsen besteuert würden, muss man nich fragen, ob und in welchem Umfang die Steuern auf die Kleinsparer abgewälzt würden. Das heisst diese Steuer würde nicht genügen, es müssten gleichzeitig z.B. die Vermögen progressiv besteuert werden. (die erste Million müsste leichter zu erreichen sein, als die Dreissigste – als Beispiel)
    Wenn es so wäre, dass alle Transaktionen besteuert werden, dabei spielt es keine Rolle, wie tief der Ansatz ist – kämen alle Zinsverlierer (99%) unter die Räder, welchen die Steuer auf Löhne usw. und auf sämtliches Bezahlen von Rechnungen (Miete, KK, Abos usw.) verrechnet würde. Sie wäre somit völlig asozial – und kein Ersatz im Vergleich zur MWST.
    Diese Steuer könnte sogar dazu führen, dass Bargeld schneller abgeschafft würde, als uns lieb ist. Das hiesse, es könnte gar niemand mehr ausweichen, denn leider werden die alternativen, regionalen Tauschsysteme nicht dazu taugen z.B. die Miete zu bezahlen.

    1. …für mich ein treffsicheres, klärendes und kreatives Votum. Ich könnte mir vorstellen, dass eine Debatte bezüglich einer Steuerreform, die von der gesammte Bevölkerung eine gerechter verteilte Leistung abverlangt, mit der Berücksichtigung all dieser neuen Ideen und Komponenten zu dem starken, ausbalancierten Projekt, wie es Werner Kaiser vorschwebt, führen könnte.

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